Am 13. Februar rutschte eine zyanidverseuchte Abraumhalde an der Çöpler-Goldmine im Kreis Licik (tr. İliç) in der nordkurdischen Provinz Ezirgan (Erzincan) ab und verschüttete neun Arbeiter. Die Arbeiter sind bis heute vermisst. Währenddessen ging eine giftige Staubwolke in der gesamten Region nieder.
„Regierung ist für Bergbaumassaker in Soma, Elbistan und Licik verantwortlich“
Das Ökologie-Komitee der KCK erklärte angesichts der Katastrophe: „Das doppelte Massaker im Bezirk Licik (İliç) in Ezirgan hat erneut offenbart, wie die AKP/MHP-Regierung im Interesse von Profit die Umwelt zerstört. Um den Krieg gegen das kurdische Volk zu finanzieren, lässt das faschistische Regime Massaker an Mensch und Natur zu, eignet sich jeden Zentimeter der Natur Kurdistans und der Türkei an und verteilt diese an ihre Parteigänger und internationale Konzerne. Das Regime hat das Bergbaugesetz 21 Mal mit der Begründung des ‚übergeordneten öffentlichen Interesses‘ geändert und damit Plünderung, Gesetzlosigkeit und Fahrlässigkeit den Boden bereitet. Die faschistische AKP-Regierung ist nicht nur für die Bergbaumassaker in Licik verantwortlich, sondern auch für die in Soma und Elbistan sowie für die soziale und ökologische Zerstörung durch das Erdbeben vom 6. Februar (2023), die größte Katastrophe des Jahrhunderts, und für den massiven Anstieg der Naturzerstörung in den letzten Jahren.“
„Mine stellte von Anfang an eine Bedrohung für alles Leben dar“
Das Ökologiekomitee beschrieb in seiner Erklärung, wie die Bedingungen geschaffen wurden, die zu der Katastrophe führten: „Für dieses Massaker in Licik ist das kanadische Unternehmen Anagold und Erdoğans Familienunternehmen Çalık Holding beteiligt. Es handelt sich dabei nicht um eine Katastrophe an einem Tag, sondern um das Ergebnis einer Kette von Verbrechen, die seit der Gründung der Mine kontinuierlich begangen wurden. Diese Mine wurde trotz des Abbaus mit Zyanid auf der Bingöl-Yedisu-Verwerfungslinie errichtet und stellt eine ernsthafte Bedrohung für Gesellschaft und Natur dar. Damit stellten die Bergbauaktivitäten in dieser Region von Anfang an eine Gefahr für alles Leben in der Region dar. Trotz dieser Gefahr fand eine kontinuierliche Erhöhung der Produktionskapazität auf der Grundlage von sogenannten Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP), die von Anfang an einen Freibrief für Katastrophen darstellten, statt. Schließlich wurde im August 2023, ohne auch nur eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen zu müssen, sogar eine unbegrenzte Produktion genehmigt. Das schuf die Voraussetzungen für das jetzige Massaker. Die Warnungen von Umweltverbänden, Nichtregierungsorganisationen und der Bevölkerung wurden ignoriert, und man bestand auf diesem Weg in das Massaker. Der Boden für eine gewaltige Zerstörung wurde mit dem Bau der Mine direkt neben dem Euphrat bereitet. Obwohl bereits am 21. Juni 2022 in Licik 210 Kubikmeter Zyanid in den Euphrat ausgelaufen waren, wurde das Ausmaß der Gefahr vertuscht und die Wahrheit verschwiegen. Das geschieht auch heute. Die Bilder, welche vom Tatort an die Öffentlichkeit kamen und die über die Katastrophe informierten, wurden ignoriert, und das Parteiunternehmen, das fast wie eine kriminelle Vereinigung arbeitete, wurde geschützt.
„Die AKP/MHP-Regierung versucht, das Massaker zu verschleiern“
Die Tatsache, dass das Unternehmen weiterhin nicht zur Verantwortung gezogen und geschützt wird, und dass versucht wird, die Gefahr mit irreführenden Informationen zu vertuschen, fügt sich in Strafregister der Regierung und ihres Parteiunternehmens ein. Obwohl seit dem Vorfall bereits einige Tage vergangen sind, gibt es immer noch keine Nachricht über die vermissten Arbeiter. Wie beim Erdbeben vom 6. Februar wird auch bei diesem Massaker, für das die Regierung verantwortlich ist, die wirkliche Zahl der Todesopfer verschwiegen. Die AKP/MHP-Regierung versucht, dieses Massaker zu vertuschen und hindert politische Parteien, Umweltverbände, Nichtregierungsorganisationen und die freie Presse daran, die Region zu betreten. Anstelle der Verantwortlichen für die Katastrophe werden diejenigen, die den Vorfall untersuchen wollen, festgenommen.
Die krebserregenden Stoffe, die mit dem Abrutsch der Zyanidhalde in den Boden, das Wasser und die Luft gelangten, stellen eine ernste Bedrohung für alles Leben in der Region und eine massive ökologische Zerstörung dar. Das Massaker von Licik hat für die Menschen der Region Folgen, die nur mit dem Reaktorunglück von Tschernobyl zu vergleichen sind. Das ist kein Verbrechen, das von der Regierung vertuscht werden kann. Neben den Dimensionen dieser Katastrophe ist die größte Bedrohung für die Völker Kurdistans, der Türkei und der Region heute die faschistische Mentalität des AKP/MHP-Regimes. Denn dieses Regime schafft die Grundlage für immer neue Katastrophen und verfolgt eine Politik, welche zur totalen Zerstörung in allen Bereichen des Lebens und der Natur führt. So sehr die Regierung auch versucht, die Wahrheit zu verdrehen und zu verbergen, so wird dieses Schweigen das Ausmaß der Gefahr vergrößern und auch weiteren Katastrophen Tür und Tor öffnen. Aus diesem Grund kann der Schutz des Lebens vor der Ausplünderung und Zerstörung durch den AKP/MHP-Faschismus nur durch einen organisierten, bewussten und umfassenden Kampf gewährleistet werden.
„Vernichtung von Leben und Umwelt ist Ausdruck der Mentalität des Regimes“
Dieses doppelte Massaker an der Natur und der Gesellschaft stellt nicht nur eine Bedrohung für die Völker der Türkei und Kurdistans dar, sondern auch für die ganze Welt. Denn dahinter steht ein verbrecherisches Netzwerk das in der Geographie des Nahen Ostens ökologische Massaker auf höchstem Niveau durchführt. Seit dem Tag ihrer Machtübernahme hat die AKP ihre Herrschaft auf Raub und Profitgier aufgebaut. Das reicht von der Zerstörung von Geschichte und Kultur in Heskîf und Zeugma, den ökologischen und kulturellen Vernichtungen durch Staudämme aus sicherheitspolitischen Erwägungen, dem Einsatz einer monopolistischen Wasserpolitik als Waffe gegen Kurdistan und die Nachbarländer über die Abholzung und das Abbrennen von Wäldern und der Errichtung von Kraftwerken bis hin zur Ausplünderung von Landwirtschaft und Viehzucht. Das Regime setzt so eine umfassende ökologische, soziale und kulturelle Vernichtung um. Diese Praktiken sind Spiegelbild der mörderischen faschistischen Mentalität des Regimes, sie bedrohen das Leben und zwingen die Menschen in Armut und Migration. Gleichzeitig führen diese Praktiken in der Umwelt zu einer Desertifikation. Tausende solcher Projekte sind noch in Planung. Diese noch nicht umgesetzten Projekte stellen die größte Bedrohung für das ökologische und soziale Leben im ganzen Land und insbesondere in Kurdistan dar.
Der Kampf für die Freiheit Kurdistans gegen die faschistische Regierung, die ökologische Zerstörung als Kriegsstrategie praktiziert, und der Kampf der Völker ums Leben, sind miteinander verwoben. Es sind nicht nur neun Menschenleben, die unter dem Abrutsch von in Licik begraben sind, sondern auch die Mentalität des AKP/MHP-Regimes und ihre totale Zerstörung von Gesellschaft und Natur. Wir müssen das Leben mehr denn je gegen die Zerstörung und Gewalt des Regimes verteidigen, unser Land, unser Wasser, unseren Boden, unsere Luft schützen und uns dafür organisieren. Wie im Fall von Licik kann die Verhinderung von ökologischen Massakern auch soziale und kulturelle Vernichtung verhindern. Die Verhinderung dieser Massaker ist nur möglich, wenn der ökologische Kampf wächst. Indem wir uns mit den Völkern, den Frauen, der Jugend und allen Komponenten der Gesellschaft, insbesondere den Umwelt- und Ökologieorganisationen, den Arbeiter:innen- und Demokratiebewegungen, zusammenschließen, können wir dieser Politik, die auf Krieg, Profit und Plünderung beruht und unsere Natur, unser Leben und unsere Zukunft raubt, Einhalt gebieten. Lasst uns den Schrei der Natur als Vorzeichen des drohenden Weltuntergangs sehen und endlich handeln.“