Sechs Verhaftungen und Lizenzentzug nach Erdrutsch in Ezirgan

Nach dem Erdrutsch an einer Goldmine in Ezirgan sind sechs Mitarbeiter verhaftet worden, darunter ein leitender Angestellter aus Kanada. Zudem wurden den Betreibern die Lizenzen entzogen.

Wenige Tage nach dem Erdrutsch an einer Goldmine im Westen der Gebirgsprovinz Ezirgan (tr. Erzincan) mit neun verschütteten Bergarbeitern haben die türkischen Behörden dem Betreiber die Lizenzen entzogen. Zudem wurden am Samstag sechs Personen im Rahmen von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft genommen, berichtete die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) unter Verweis auf Justizkreise. Unter den Verhafteten sei auch ein leitender Angestellter aus Kanada. Zwei weitere Personen, die vorübergehend festgenommen worden waren, kamen gegen Meldeauflagen auf freien Fuß.

Neun Bergleute nach Erdrutsch vermisst

Die Çöpler-Goldmine in der Kleinstadt Licik (tr. Iliç) war am Dienstag verschüttet worden. Videoaufnahmen zeigten, wie eine gewaltige Menge an Erdmasse in ein Tal neben der Mine stürzte. Sie wurde bisher von der Firma „Anagold Madencilik“ betrieben, die zu 80 Prozent der in Kanada gegründeten und in den USA ansässigen SSR Mining und zu 20 Prozent der türkischen Lidya Madencilik gehört, einem Tochterunternehmen der eng mit der AKP-Regierung und der Familie Erdoğan verbundenen Çalık-Holding.

Die Such- und Rettungsarbeiten nach den neun vermissten Bergleuten Şaban Yılmaz, Abdurrahman Şahin, Hüseyin Kara, Mehmet Kazar, Fahrettin Keklik, Adnan Keklik, Uğur Yıldız, Kenan Öz und Ramazan Çimen dauerten derweil noch an, sagte der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar am Samstag vor der Presse in Ezirgan. Die Frage, ob Umweltrisiken festgestellt worden seien, verneinte der Minister. Umweltverbände warnten dagegen, dass Cyanide und Schwefelsäure in die nahegelegenen Flüsse gelangen könnten, darunter in den Euphrat – einer der größten Flüsse des Landes, der im Taurusgebirge entspringt und durch Syrien und den Irak in den Persischen Golf fließt.

Die ökologische Zeitbombe: der Abbau von Gold mit Hilfe von Cyanid

Der Abbau von Gold mit Hilfe von Cyanid gilt als ökologische Zeitbombe. Denn bei diesem Vorgang werden große Mengen an Gestein im Tagebau abgebaut, fein gemahlen und das darin enthaltene Gold wird mit Cyanid ausgewaschen. Doch Cyanide sind äußert giftig und sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen.

Die Betreiber der Çöpler-Goldmine sorgten zuletzt vor zwei Jahren für Aufsehen, nachdem durch ein geplatztes Rohr in der Çöpler-Goldmine große Mengen eines Zyanid-Gemischs in den Euphrat strömten. Obwohl es sich um eine gewaltige ökogische Katastrophe handelte, wurden die Lizenzen nicht entzogen, und nach einer kurzen Unterbrechung konnte Anagold Madencilik die Pforten der Mine wieder öffnen.

Gegen heftigen Widerstand der Klimagerechtigkeitsbewegung in der Türkei genehmigte der damalige Umweltminister Murat Kurum, derzeitiger AKP-Kandidat für das Amt des Istanbuler Oberbürgermeisters, nach dem Unfall von 2022 noch den Ausbau der Mine um das Dreifache. Gegen diese Entscheidung hatte unter anderem die Umweltplattform von İliç geklagt. Das Verfahren ist noch immer vor Gericht anhängig.