Demonstrationsverbot für Hasankeyf

Am 8. Oktober sollen in Batman alle Straßen, die in die 12.000 Jahre alte historische Stadt Hasankeyf führen, gesperrt werden. Um Proteste dagegen zu verhindern, hat das Gouverneursamt ein Demonstrationsverbot erteilt.

In knapp zwei Wochen sollen in der nordkurdischen Provinz Êlih (Batman) im Rahmen der Aufstauung des umstrittenen Staudamm-Reservoirs Ilisu alle Straßen, die in die 12.000 Jahre alte historische Stadt Heskîf (Hasankeyf) führen, gesperrt werden. Um Proteste für den Erhalt der Stätte auf dem Gebiet des antiken Mesopotamiens zu verhindern, hat das türkische Gouverneursamt der Provinz ein Demonstrationsverbot erteilt. Wie es am Donnerstag in einer entsprechenden Stellungnahme der Behörde hieß, gilt das Aktivitätsverbot ab heute und soll vorerst bis zum 10. Oktober aufrechterhalten werden. Die Maßnahme umfasst neben der Untersagung von öffentlichen und privaten Versammlungen, Demonstrationen, Kundgebungen, Presseerklärungen und Informationsständen auch die Durchführung von Sitzstreiks und soll der „Ruhe und Sicherheit innerhalb der Provinzgrenzen“ dienen. Das Verteilen von Flugblättern ist ebenfalls verboten.

Seit Ende Juli läuft bereits die Flutung von Heskîf. Die Kulturstätte, deren Wurzeln bis in die Bronzezeit reichen, ist ein einmaliger Ort der Menschheitsgeschichte: Zwanzig östliche und westliche Kulturen haben hier ihre Spuren hinterlassen. 5.500 Höhlen, hunderte bisher entdeckte Monumente und eine faszinierende Verwobenheit mit Felsen und dem Tigris geben dem Ort globale Bedeutung. Nach Meinung von Experten erfüllen Heskîf und das umliegende Tigris-Tal - eines der letzten erhaltenen großen Flussökosysteme in der Türkei - neun von zehn Kriterien für eine Eintragung als UNESCO-Weltkulturerbe, und bilden die Lebensgrundlage für bis zu 100.000 Menschen. Doch nach dem Willen der türkischen Regierung soll die historische Stadt für das auf 50 Jahre Betriebsdauer angelegte Ilisu-Wasserkraftwerk, eines der weltweit umstrittensten Talsperrenprojekte, untergehen.

Die Flutung war zunächst für den 10. Juni geplant. Das hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Kommunalwahlkampf angekündigt. Nach internationalen Protesten im Rahmen der dritten globalen Aktionstage für Hasankeyf am 7. und 8. Juni konnte die Aufstauung vorübergehend verschoben werden.