Dannenröder Forst: Rodung am Sonntag gestoppt
Die Initiative „Wald statt Asphalt“ berichtet von einem erfolgreichen Sonntag im Dannenröder Forst. Mit einem Massenprotest konnten die Rodungsarbeiten blockiert werden.
Die Initiative „Wald statt Asphalt“ berichtet von einem erfolgreichen Sonntag im Dannenröder Forst. Mit einem Massenprotest konnten die Rodungsarbeiten blockiert werden.
Hunderte Aktivist*innen prägten am Sonntag das Bild im Dannenröder Wald. Das Bündnis „Ende Gelände“ hatte zu einer „Massenaktion zivilen Ungehorsams“ mobilisiert. 400 Menschen gelangten bereits am frühen Morgen auf die Rodungsfläche und blockierten die Waldarbeiten. Denn trotz des am Sonntagmorgen angekündigten Räumungs- und Rodungsstopps am Totensonntag fanden zu dem Zeitpunkt Waldarbeiten statt. Diese wurden durch die Blockadeaktion der Aktivist*innen zum Stillstand gebracht. Durch das Zurückdrängen der Bagger und Baumaschinen entstand auf der Rodungsfläche erneut die Möglichkeit, Befestigungen wie Barrikaden und Tripods zu errichten.
Ende Gelände: A49-Bau ist absoluter Wahnsinn
Die Pressesprecherin von „Ende Gelände“, Ronja Weill, erklärte dazu: „Wir haben uns heute mit hunderten Aktivist*innen der Zerstörung in den Weg gestellt und gezeigt, wie der Rodungsstopp geht! 2020 noch eine Autobahn zu bauen und dafür einen gesunden Wald zu roden, ist absoluter Wahnsinn und auf gar keinen Fall mit 1,5 Grad vereinbar. Deswegen müssen wir es selbst in die Hand nehmen. Gemeinsam, vielfältig und kreativ leiten wir eine klimagerechte Verkehrswende ein!“
Polizei stört Messe zum Totensonntag
Trotz der von der Polizei angekündigten Ruhepause kreiste den ganzen Tag über ein Helikopter über den Dannenröder Wald. Dieser störte den Gottesdienst zum Totensonntag erheblich. Alexander Starck, Pfarrer aus Dannenrod, Appenrod und Maulbach, erklärte dazu: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als beim Gottesdienst durch die Klänge des Polizei-Helis begleitet zu werden. Danke für nichts!“
Aktivist*innen bei Polizeiräumung schwer verletzt
Inzwischen gibt es Neues von zwei durch die Polizei verletzten Aktivist*innen. Eine Person, die am Sonntag, dem 15. November, von einem Tripod stürzte, brach sich zwei Rückenwirbel. Eine weitere Person, die am Samstag, dem 20. November, aus einem Skypod stürzte, hat einen angebrochenen Rückenwirbel.
Einer der Verletzten schickte eine Audiobotschaft aus dem Krankenhaus: „Hallo liebe Menschen aus der Waldbesetzung. Ich spreche gerade von meinem Krankenhausbett aus. Nach meinem Sturz heute bin ich hier gelandet. Ich hatte sehr großes Glück, ich habe nur einen angebrochenen Wirbel und ansonsten geht es mir relativ gut körperlich. Ich denke ich bin relativ bald wieder in der Lage zu gehen und so. In mir drin ist gerade sehr sehr viel zerwühlte Emotion, ich bin sehr sehr wütend, wahnsinnig wütend und ich weiß gerade gar nicht so richtig wohin mit meiner Wut, weil ich mich nicht bewegen kann, oder nicht viel. Und ich bin auch wahnsinnig traurig und sehr verzweifelt, weil ich mir sehr große Sorgen mache, dass noch mehr Menschen verletzt werden in diesem Protest. Und ich mache mir auch so große Sorgen, weil alle unsere Strukturen auf unser Recht auf körperliche Unversehrtheit aufgebaut sind und da die Polizei so willkürlich vorgeht und auch so wahnsinnig naiv, können wir uns nicht sicher sein, dass dieser Plan aufgeht. Und das macht mir Angst. Trotzdem glaube ich, dass es gerade sehr wichtig ist entschlossen zu sein und auch wütend, aber auch sehr bedacht und wir müssen alle sehr gut aufeinander aufpassen. Das ist sehr wichtig. Ansonsten habe ich euch glaube ich gar nicht viel zu sagen gerade, außer fuck the police. Und viel Liebe an euch. Es tut sehr sehr gut zu wissen, dass ihr da seid und ich wünsche euch sehr viel Kraft.“
Alexander Starck zu den Vorfällen im Dannenröder Wald: „Das Vorgehen von Teilen der Polizei ist wenig hilfreich: Immer wieder kommt es zu Beobachtungen, wie bei Einsätzen nicht auf die nötige Sicherheit geachtet wird – weder auf die der Aktivist*innen, noch auf die der Waldarbeiter*innen oder der Polizei. Immer wieder kommt es dabei zu schweren Verletzungen – Ich bin dankbar, dass wir noch keine Toten zu betrauern haben.“
Wir haben ermittelt https://t.co/4ZOajJ89dB, dass die Zerschneidung des #DanniBleibt durch den Bau der A49 weit über die gerodete Fläche hinaus zu einer Schwächung des Waldes führt. Wir fordern Wald statt Asphalt - .@AndiScheuer: Stoppen Sie den Ausbau der #keineA49! pic.twitter.com/eh2SomoYb5
— Greenpeace e.V. (@greenpeace_de) November 22, 2020
Am Sonntagnachmittag stießen über tausend Menschen, die am Laternenumzug durch den Dannenröder Wald teilnahmen, zu der Versammlung auf der gerodeten Fläche dazu. Gemeinsam sangen Aktivist*innen und Anwohner*innen Lieder, Sprechchöre waren zu hören und sie setzten ein Zeichen für die überfällige Mobilitätswende in Deutschland. Außerdem demonstrierte Greenpeace mit einer acht Meter hohen Eiche auf dem Endstück der A49, um darauf aufmerksam zu machen, wie die geplante Autobahn ein bislang zusammenhängendes Waldgebiet zerschneiden und zur Erhitzung und Austrocknung der Landschaft beitragen würde.