Eine Woche Rodung und Räumung im Dannenröder Wald

„Wir können nicht auf eine Woche der Räumung des Dannenröder Waldes zurückschauen, ohne dabei den massiven Einsatz von Polizeigewalt und das menschengefährdende Vorgehen der Polizei zu verurteilen”, resümieren Aktivist*innen vor Ort.

Seit genau einer Woche läuft der Einsatz der Polizei zur Räumung und Rodung im Dannenröder Forst für die umstrittene A49. Bisher wurden Räumungs- und Rodungsarbeiten in drei Baumhausdörfern, sogenannten Barrios, begonnen: In den Barrio „Drüben“ und „Douglasien“ an der Nordseite des Waldes sowie im Barrio „Durchzug“ an der Südseite. Zudem wurden in anderen Barrios Teile der Bodenstruktur geräumt. Zwei weitere Menschen sind im Zuge unverhältnismäßiger Maßnahmen der Polizei in Untersuchungshaft gekommen.

Räumungsarbeiten stoppen

Die Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort ziehen nach einer Woche Bilanz: Sie verurteilen das menschengefährdende Vorgehen der Polizei und fordern die Bundesregierung auf, den Bau der A49 und die Räumungsarbeiten unverzüglich zu stoppen. „Wir können nicht auf eine Woche der Räumung des Dannenröder Waldes zurückschauen, ohne dabei den massiven Einsatz von Polizeigewalt und das menschengefährdende Vorgehen der Polizei zu verurteilen“, so Ava aus der Waldbesetzung. Am Sonntag war eine Aktivistin aus mehreren Metern Höhe auf den Waldboden gestürzt und schwer verletzt worden, nachdem ein Sicherungsseil ihres Tripods durchtrennt wurde.

Am Montag kam es im Zuge der Räumung zu einem weiteren Sturz eines Aktivisten aus großer Höhe. Die Information aus einer gestrigen Pressemitteilung, dass ein Mensch aufgrund eines gefällten Baumes in einer gerissenenen Traverse in einen Pendelsturz fiel, ist von den Danneröder Waldbesetzer*innen inzwischen richtiggestellt und ergänzt worden: „Nachdem uns heute neue Informationen von der Person selbst erreichten, handelte es sich gestern nicht um einen Pendelsturz, die Traverse ist nicht gerissen. Allerdings wurde durch das fahrlässige Handeln der Polizei, der Baum gefällt, durch dessen Äste das besagte Seil verlief, in dem sich die kletternde Person befand. Auch wenn die Traverse nicht im fallenden Baum befestigt war, so war es doch pures Glück, dass sie nicht riss, da die Krone sich im Seil verfing. Die kletternde Person wurde vom Rückstoß mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Trotz allem ist es nicht auszuschließen, dass ein solches Szenario weniger glimpflich hätte verlaufen können, im Falle eines tatsächlichen Pendelsturzes wäre nicht gesichert, ob sie diesen überlebt hätte."

Die Aktivist*innen verurteilen außerdem, dass im Zuge der Räumungen zwei weitere Menschen aufgrund von unverhältnismäßigen Maßnahmen in Untersuchungshaft genommen wurden, und stellen sich solidarisch hinter die Betroffenen.

Protest gegen A49 wächst

Die letzte Woche zeigte zudem die breite gesellschaftliche Unterstützung für den Protest gegen den Weiterbau der A49 und für eine lebenswerte Zukunft. Im ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus demonstrierten tausende Menschen gegen eine Verkehrspolitik von gestern und solidarisierten sich mit den Zielen der Waldbesetzung. Thalia aus der Besetzung sagt dazu: „Wir verzögern durch unsere Aktionen nicht nur aktiv die Einsatzmaßnahmen, sondern wir verschieben durch unseren Widerstand den Diskurs und haben eine gesellschaftliche Debatte zum Thema der Verkehrswende und Klimagerechtigkeit vorangetrieben. Die Bundesregierung und Andreas Scheuer im Amt des Verkehrsministers, seit 2009 männlich und CSU-geführt, sind durch die herrschende Verkehrspolitik mitschuldig an der Gewalt gegen Mensch und Natur und verursachen durch ihre Fixierung auf den Auto- und LKW-Verkehr aktiv die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.“

Für die nächsten Wochen kündigen Aktivist*innen weiterhin massiven, wachsenden Widerstand gegen die Räumungs- und Rodungsarbeiten an. „Die Einschüchterungsversuche seitens der Staatsgewalt lassen uns nur stärker und solidarischer für eine Verkehrswende und eine klimagerechte Welt zusammenstehen und kämpfen“, erklärt eine der Aktivist*innen im Dannenröder Wald.