Dannenröder Wald: Aktivistin stürzt von Tripod

Die Räumung im Dannenröder Forst ist gekennzeichnet durch das grob fahrlässige Handeln der Polizei. Eine Aktivistin stürzte aus mehreren Metern Höhe auf den Waldboden und verletzte sich schwer, nachdem ein Sicherungsseil ihres Tripods durchtrennt wurde.

Bei den Protesten gegen die Rodungen im mittelhessischen Dannenröder Forst ist am Sonntag früh eine Frau aus mehreren Metern Höhe auf den Boden gestürzt und verletzt worden. Die Aktivist*innen, die sich seit einem Jahr mit Baumbesetzungen und Protest- und Widerstandsaktionen gegen den weiteren Ausbau des klimazerstörerischen Straßenverkehrs und die Vernichtung einer der wenigen in Deutschland verbliebenen Urwälder stellen, warfen der Polizei vor, für den Absturz verantwortlich zu sein. Sie habe ein Sicherungsseil eines Tripods durchtrennt, woraufhin die Frau auf den Boden prallte. Die Schwere ihrer Verletzungen war zunächst noch unklar.

„Die Räumung und Rodung des Dannenröder Waldes ist gekennzeichnet durch das grob fahrlässige Handeln der Polizei. Entgegen der Behauptungen der Polizei kam es seit Dienstag mehrmals zu Menschenleben gefährdenden Einsätzen“, teilte das Bündnis „Wald statt Asphalt“ mit. Die abgestürzte Aktivistin besetzte am Morgen ein Dreibein in etwa fünf Metern Höhe. Ohne Fremdeinwirkung sind diese Tripods sicher, das Durchtrennen von Sicherungsseilen oder das Entfernen eines der drei Füße führt jedoch zum Absturz der sich darin befindenden Person. Zahlreiche Augenzeugen bestätigten, dass nach einer Absperrung des Gebietes durch die Polizei ein Sicherungsseil durchtrennt wurde, worauf die Frau aus fünf Meter Tiefe gefallen ist und sich verletzte. Dies sei trotz Warnhinweisen und Zurufen anderer Aktivist*innen geschehen.

„Nachdem die Polizei Mittelhessen zuletzt bei ihrer Pressekonferenz am Montag ebenso wie in den Wochen davor immer wieder betonte, dass bei ihrem Einsatz im Dannenröder Wald Sicherheit vor Schnelligkeit gehe, hat sie mit ihrer Einsatztaktik inzwischen wiederholt das Gegenteil bewiesen. Dies verurteilt das Bündnis ‚Wald statt Asphalt‘ aufs Schärfste.“ Das Bündnis ruft die Landesregierung erneut auf, die Räumung und einhergehende Rodung mit sofortiger Wirkung zu stoppen, damit es nicht zu weiteren Verletzungen kommt. „Wald statt Asphalt“ sieht durch das Nicht-Handeln der Landesregierung auch eine Verantwortung dieser für jede verletzte Person auf allen Seiten des Konflikts.

Ein Mitglied des klimaaktivistischen Bündnisses Ende Gelände, das Teil von „Wald statt Asphalt“ ist, äußerte: „Die Polizei hat seit Beginn der Räumungs- und Rodungsarbeiten im Herrenwald, im Maulbacher Wald und nun auch im Danni bereits mehrfach bewiesen, dass es zur riskanten und bewussten Gefährdung von Aktivist*innen kommt.“ Das Konzept Sicherheit vor Schnelligkeit sei eine „dreiste Lüge“. Der Sturz zeige einmal mehr, wie gefährlich der Polizeieinsatz sei und wecke schmerzvolle Erinnerungen an den Tod eines Aktivisten im Hambacher Forst im Jahr 2018. Menschenleben dürften nicht länger für den Bau einer klimaschädlichen Autobahn gefährdet werden.

Im gesamten Gebiet des Dannenröder Waldes sind Tripods mit dem Hinweis „Achtung: Wenn ihr dieses Seil durchschneidet, fällt ein Mensch runter“ versehen. Wenn Sicherheitsseile dennoch durchtrennt und Menschen verletzt werden, ist dies vorsätzliche gefährliche Körperverletzung. In den letzten Tagen hat die Polizei allerdings wiederholt klar gekennzeichnete Sicherungsseile gekappt. In einem Fall am Mittwoch begannen Waldarbeiter*innen einen noch mit Menschen besetzten Baum zu fällen:

 

In einem anderen Fall nur einen Tag zuvor saß ein Aktivist auf einer hängenden Struktur. Einsatzkräfte kappten das Seil, ohne zu überprüfen, ob jemand im Seil hing. Glücklicherweise wurde die Person nicht verletzt: