Polizei startet Großeinsatz im Dannenröder Forst
Die Polizei scheint mit der Räumung des Dannenröder Forsts begonnen zu haben. Das erste Baumhausdorf ist umstellt. Aktivist*innen rufen den „Tag X“ aus.
Die Polizei scheint mit der Räumung des Dannenröder Forsts begonnen zu haben. Das erste Baumhausdorf ist umstellt. Aktivist*innen rufen den „Tag X“ aus.
Das grün-regierte hessische Verkehrsministerium will den Bau einer Autobahn durch das Naturschutzgebiet im Dannenröder Forst mit aller Gewalt durchsetzen. Gegen diesen ökologischen Kahlschlag regt sich jedoch Widerstand. Aktivist*innen stellen sich seit einem Jahr mit Baumbesetzungen und Protest- und Widerstandsaktionen gegen den weiteren Ausbau des klimazerstörerischen Straßenverkehrs und die Vernichtung einer der wenigen in Deutschland verbliebenen Urwälder.
Heute scheint der Staat ernst zu machen und treibt den Konflikt um den Bau der A49 und die damit verbundenen Rodungen auf eine weitere Eskalationsstufe. Nachdem bereits ab Anfang Oktober Rodungen im Herrenwald und folgend auch im Maulbacher Wald stattfanden, begann, wie die Aktivist*inne berichten, die Polizei am Dienstag um 7.30 Uhr den Einsatz im Dannenröder Wald, um auch dort für den Bau der Autobahn Rodungen durchführen zu können. Zunächst wurde das Baumhausdorf „Drüben“ in der Nähe der B62 umstellt; außerdem wurden am Waldeingang Dannenrod Einsatzkräfte positioniert. Der Dannenröder Wald ist bereits seit Oktober letzten Jahres von Aktivist*innen bewohnt, die damit den Bau der A49 durch den gesunden, 300 Jahre alten Mischwald und ein Trinkwasserschutzgebiet verhindern wollen.
Aufruf zum „kollektiven zivilen Ungehorsam“
Zum Schutz des Waldes blockieren heute Aktivist*innen der Besetzung gemeinsam mit der „Aktion Schlagloch" die Rodungs- und Räumungsarbeiten. Die Aktivist*innen rufen den „Tag X“ im Dannenröder Wald aus und erwarten in den nächsten Tagen und Wochen hunderte Menschen, die sich den Protesten anschließen.
Der Widerstand gegen den Weiterbau der A49 und die Mobilisierung erreichen heute mit dem Ausrufen des „Tag X“ einen weiteren Höhepunkt. Aktivist*innen aus der Waldbesetzung des Dannenröder Walds und von Aktion Schlagloch riefen dabei über soziale Medien bundesweit dazu auf, in den Wald zu kommen und sich den kollektiven Aktionen zivilen Ungehorsams anzuschließen. „Wir nutzen zivilen Ungehorsam als Teil der politischen Partizipation, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Rodung des Dannenröder Waldes ungerecht ist. Das Festhalten an der fossilen Verkehrspolitik ist in Anbetracht der Klimakrise ein Verbrechen gegenüber der kommenden Generation und den Menschen im globalen Süden. Das können wir nicht weiter zulassen“, so Luna Löwenzahn von Aktion Schlagloch.
„Wir werden diesen Wald verteidigen“
Die Aktivist*innen kündigen an, dass ihr Protest hier „stärker denn je“ sein wird. Nia aus der Waldbesetzung erklärt: „Wir werden diesen Wald verteidigen, das haben wir vor über einem Jahr gesagt und getan. Der heute begonnene Angriff auf den Dannenröder Wald zeigt uns einmal mehr, dass die Politik in der Klimafrage fundamental versagt. Deshalb sehen wir uns gezwungen, auch diesen Wald mit unseren Körpern vor der unglaublichen Zerstörungswut und der veralteten A49 zu schützen. Wir werden den Kampf für eine klimagerechte Welt, für die Ökosysteme hier im Wald und für eine radikale Verkehrswende nicht aufgeben. Wir rufen alle auf, sich uns anzuschließen und gemeinsam diesen Wald zu verteidigen. Eines können wir versprechen: Ihr werdet euch an dieser Räumung die Zähne ausbeißen!“
Räumung wird äußerst aufwändig – 400 Barrikaden auf Waldwegen
Nach der gestrigen Pressekonferenz der Polizei ist zu erwarten, dass die Räumungen und Rodungen im Dannenröder Wald sehr viel aufwändiger werden als die Einsätze zuvor. Die Polizei spricht von rund 400 Barrikaden auf den Waldwegen. Diese sind teilweise bewohnt. Hinzu kommen zahlreiche Konstruktionen wie „Tripods“, also dreibeinige Gestelle, auf denen sich Menschen positionieren, um die Räumung zu erschweren, sowie weitere Blockadestrukturen. Die Räumungen dieser Strukturen durch Spezialkräfte sind aufwändig, weil Fehler lebensgefährlich werden können. Vor allem aber sind innerhalb eines Jahres mehr als hundert Plattformen und Baumhäuser entstanden.
„Bau von A49 ist Gewalt gegen Menschen“
Ein weiterer Aktivist aus dem umstellten Baumhausdorf „Drüben“ klagt an: „Wir sind unglaublich wütend! Der Bau der A49 ist Gewalt gegen Menschen, die jetzt schon wegen dem Klimawandel weltweit massenhaft auf der Flucht sind und ihre Lebensgrundlagen verlieren. Auch waren die bisherigen Fällungen tödliche Gewalt gegen die wunderschönen Bäume und alle Lebewesen, die dort ihr Zuhause fanden. Diese ganzen Gewaltformen, die wir in Herri und Mauli mitansehen mussten, sind jetzt auch im Danni geplant. Aber hier ist das Ganze noch viel persönlicher, weil wir hier wohnen und zu diesen Bäumen und Orten eine persönliche Bindung aufgebaut haben. Gewalt ist der Normalzustand im faschistoid-patriarchalen Kapitalismus. Für die staatlichen und wirtschaftlichen Institutionen, die hier die Macht haben, sind konsequenter Umweltschutz und ernst gemeinte Nachhaltigkeit undenkbar: Die Sucht nach wirtschaftlichem Wachstum, Rendite und Macht werden immer vor den Bedürfnissen von Menschen und anderen Lebewesen kommen. Deshalb werden wir den Danni kompromisslos verteidigen!“