Dannenröder Forst: Polizei verursacht erneut schweren Unfall

Kaum räumt die Polizei ein, für den schweren Unfall im Dannenröder Forst am Sonntag verantwortlich zu sein, da gibt es schon den nächsten: Trotz Warnrufen wurde ein Baum gefällt, woraufhin ein Aktivist in die Tiefe stürzte.

Die hessische Polizei hat im Danneröder Forst bei Homberg (Ohm) erneut einen schweren Unfall verursacht, woraufhin ein Aktivist stürzte. Das Bündnis „Wald Statt Asphalt” wirft den Einsatzkräften für die Räumung der Waldbesetzung vorsätzliche gefährliche Körperverletzung vor und fordert den sofortigen Stopp der Räumungs- und Rodungsarbeiten.

Nachdem bereits am Sonntag eine Frau durch die Polizei schwer verletzt wurde, kam es im Zuge der heutigen Räumung zu einem weiteren Sturz eines Aktivisten aus großer Höhe. Gegen 13 Uhr näherten sich Forstarbeiter zwei Bäumen, zwischen denen eine Person in einem Seil hing. Trotz verschiedener Zurufe von Umstehenden wurde einer der Bäume gefällt, woraufhin der Aktivist in einem Pendelsturz etwa fünf Meter in die Tiefe stürzte. Sein aktueller Gesundheitszustand ist unklar. 

Der Riss der Traverse hätte normalweise einen Bodensturz bedeutet. Glücklicherweise war ein zusätzlicher Klemmknoten verwendet worden. So kam es zu einem Pendelsturz, der trotzdem noch zu schwerwiegenden Verletzungen wie einer Querschnittslähmung und inneren Verletzungen führen kann.

Polizei räumt Schuld am Sturz einer Aktivistin ein

Unterdessen hat die Polizei eingeräumt, die Schuld an dem gestrigen Sturz einer Aktivistin zu tragen. Nachdem Einsatzkräfte gestern den Tag damit zugebracht hatten, sich in öffentlichen Medien von dem Vorfall zu distanzieren, bei dem das Sicherungsseil der Frau gekappt worden war, spricht die Polizei nun von fahrlässiger Körperverletzung durch einen Beamten. Das Bündnis „Wald statt Asphalt” wirft den Verantwortlichen allerdings in beiden Fällen vorsätzliche gefährliche Körperverletzung vor.

Luise Stark, eine Aktivistin, die schon ein Jahr in der Besetzung lebt und die Tripods mitaufgebaut hat, äußert zu dem Tripod-Unfall: „Wir wissen, dass sich Aktivist*innen in eine gefährliche Situation begeben, wenn sie Tripods besetzen. Aus diesem Grund ist jeder Tripod mit einem Schild ausgestattet, auf dem die Funktionsweise von Tripods erklärt wird. Im ganzen Wald befinden sich mindestens 100 solcher Schilder. Diese muss die Polizei bei ihren zahlreichen Streifzügen durch den Wald gesehen haben. Zudem riefen zahlreiche Umstehende den Einsatzkräften zu, dass sie eine Person gefährden würden. Von wegen ‚Sicherheit vor Geschwindigkeit’: Die Polizei wusste genau, was sie tut, als sie dieses Seil durchschnitten hat.”

Ende Gelände: Polizei legt extrem riskantes Vorgehen an den Tag

Die vielfachen Verletzungen bei der Räumung der Besetzung im Dannenröder Wald zeigten, dass die Polizei extrem riskantes Vorgehen an den Tag lege, sagte Ende-Gelände-Aktivistin Scully. Die Schwarz-Grüne Landesregierung scheine bereit zu sein, diese Räumung „auf Biegen und Brechen” durchzusetzen und dabei Verletzte in Kauf zu nehmen. Dass es noch keine Todesfälle gab, sei nur Glück. Die Situation müsse komplett neu evaluiert, die Einsatzleitung ausgetauscht und die Rodung sofort abgebrochen werden, fordert die Altivistin. „Es reicht! Hier und jetzt muss Schluss sein.”

Einzige Lösung ist ein sofortiger Rodungsstopp

Die vermehrten Unfälle im Dannenröder Wald zeigen die Brisanz der Lage im Konflikt um die umstrittene Autobahn 49. „Warum ist es in Ordnung, das Pariser Klimaschutzabkommen zu brechen, aber nicht einen Straßenbauvertrag? Dass die schwarz-grüne Landesregierung diese Räumung angeordnet hat, ist angesichts der steigenden Coronazahlen und der Gefährdung von Menschenleben absolut unverantwortlich. Die einzige Lösung ist ein sofortiger Rodungsstopp”, sagt Charlie Linde vom Wald-Statt-Asphalt-Bündnis.