„Gemeinsam Kämpfen Aachen“ und die „Initiative Kurdistan Aachen“ haben gemeinsam mit „Ende Gelände Aachen“ zum vierten Vortrag einer monatlich stattfindenden Veranstaltungsreihe eingeladen. In den letzten Vorträgen wurde bereits auf verschiedene Aspekte des kurdischen Befreiungskampfs eingegangen, im September hatte Anja Flach eine Einführung in die Frauenbefreiungsbewegung gegeben.
Zu Beginn der Veranstaltung konnte Ende Gelände ein kurzes Update zu dem aktuellen Stand der Besetzung in Lützerath geben. Lützerath ist ein Dorf, das an der Kante des Tagebaus Garzweiler liegt und von RWE abgebaggert werden soll, um die darunterliegende Kohle zu erreichen. Gegen diesen Plan hat sich in den letzten Jahren Widerstand formiert, indem die Häuser des Dorfs besetzt und Baumhäuser gebaut wurden. „Ende Gelände Aachen“ machte gestern erneut deutlich, dass Lützerath nicht zerstört werden darf, um im Einklang mit dem beschlossenen Kohleausstieg zu bleiben. Gleichzeitig wurde betont, dass es in Lützerath nicht nur darum geht, das Dorf zu verteidigen, sondern auch eine solidarische Gemeinschaft aufzubauen und so ein gutes Leben für alle zu erproben. Aktuell wird vermutet, dass die Räumung des Dorfs am 1. Dezember beginnt, und es wird an allen Orten nach Hilfe gesucht. „Ende Gelände“ ruft dazu auf, nach Lützerath zu kommen, um die Strukturen zu unterstützen, aber auch Demonstrationen und Aktionen in den eigenen Städten durchzuführen, die auf die Situation hinweisen.
Der Vortrag zum Ökologieverständnis der kurdischen Freiheitsbewegung wurde von zwei Aktivist:innen der „Initiative Demokratischer Konföderalismus“ (IDK) gehalten. Die IDK ist eine bundesweit agierende Initiative, die die Idee des Demokratischen Konföderalismus verbreiten will und diesen als Lösungsmodell, auch für Krisen in Deutschland, vorschlägt. In dem Vortrag wurde besonders hervorgehoben, dass die aktuelle ökologische Krise sich einbettet in ein von verschiedenen Krisen geprägtes Chaosintervall. Neben der ökologischen Krise leide die Welt auch unter Finanzkrisen, Kriegen, gesellschaftlichen und politischen Krisen.
Außerdem wurde betont, dass die Ursprünge der ökologischen Krise bereits vor mehreren Jahrtausenden zu suchen sind. Die heutige Ausbeutung der Natur sei nur denkbar in Anbetracht der Institutionalisierung von Macht, die vor 5000 Jahren mit der Entstehung des Patriarchats und der Entstehung von Staaten und Klassen begann. Denn schon damals entwickelte sich ein Mensch-Natur-Verständnis, das den Menschen als von der Natur getrennt und diese beherrschend sieht. Dies müsse überwunden werden, sodass sich der Mensch wieder als Teil der Natur sieht, um eine ökologische Mentalität wiederzugewinnen.
Als Lösungsansatz wurde die Selbstorganisierung der Gesellschaft vorgeschlagen, damit es möglich wird, nicht mehr mit dem Ziel der Profitmaximierung, sondern dem Ziel der Bedürfnisbefriedigung der Gemeinschaft zu produzieren. Dazu müssten insbesondere Kooperativen aufgebaut werden, also kleine Wirtschaftseinheiten, die im Besitz aller Beteiligten und an eine Kommune angeschlossen sind und nach deren Bedürfnissen produzieren.
In der sich dem Vortrag anschließenden Diskussion wurde insbesondere das Verhältnis von Stadt und Land diskutiert. Es ist im Vortrag deutlich geworden, dass die dörfliche kommunale Gesellschaft für eine Lösung der ökologische Krise eine wichtige Bedeutung spielt. Gleichzeitig seien wir mit der Realität konfrontiert, dass immer mehr Menschen in die großen Städte ziehen und somit auch dort eine ökologische Mentalität entwickelt werden muss. Nur eine gute Verbindung zwischen Kämpfen auf dem Land und in der Stadt könne das langfristige Überleben von revolutionären Strukturen ermöglichen.