Reise für das Leben: Zapatistas landen in Wien

Die zapatistische „Reise für das Leben“ durch Europa geht weiter. Nach der im Juni per Schiff aus Mexiko nach Spanien eingereisten Gruppe ist eine weitere Delegation in Wien eingetroffen, um weltweit nach Verbündeten zu suchen.

Eigentlich sollte die zweite Delegation der „Zapatistas“, einer Autonomiebewegung aus dem Süden Mexikos, mit zwei Flügen bereits am Dienstag in Wien ankommen, aber ein Teil der Delegation schaffte aufgrund der Einreiseformalitäten den Umstieg in Madrid nicht. Wie der Koordinationskreis der Gira Zapatista Deutschland mitteilt, kamen zunächst rund neunzig Zapatistas in Wien an, noch einmal so viele folgten einen Tag später.

Dennoch fand am Dienstag eine dreistündige Willkommensfeier am Flughafen Schwechat in Wien statt, wo zahlreiche Aktivist:innen des „Anderen Europas“, des „Europas von unten und links“, die zapatistische Luftbrigade erwarteten. Diese wurde angeführt von Subcomandante Moisés, der während der Feierlichkeiten eine viertelstündige Rede hielt. Unter anderem war zu hören, dass die Zapatistas fest davon überzeugt sind, dass der Kapitalismus als Wirtschaftsprinzip und Gesellschaftssystem für die weltweite Naturzerstörung und Unterdrückung unter anderem von Indigenen, Frauen und anderen Geschlechtern gesehen werden kann. Dieses System sei abzuschaffen, da die Lebensgrundlage der Menschen weltweit auf dem Spiel stünde, und die Zapatistas suchten nun weltweit nach Verbündeten. Europa sei erst der Anfang einer globalen Anstrengung der indigenen Bewegungen Mexikos.

Zweite Delegationsreise aus Mexiko nach Europa

Die aeronautische Delegation war am Montag zuvor von Mexiko-Stadt aufgebrochen, um in Europa die Arbeit der ersten zapatistischen Delegation fortzusetzen. Auch andere Organisationen mexikanischer Indigener werden Delegierte nach Europa entsenden.

Bereits im Juni landete die maritime Delegation der Zapatistas per Schiff in Spanien, um gegen 500 Jahre Kolonialismus zu demonstrieren und den genauso lang anhaltenden Widerstand der Indigenen in Erinnerung zu rufen. Am 13. August 2021 fand in Madrid in Anwesenheit dieser ersten zapatistischen Delegation unter dem Motto „Ihr habt uns nicht erobert!“ eine Demonstration am Ausgangspunkt des spanischen Kolonialismus statt. Genau 500 Jahre zuvor ermordeten die Konquistadoren unter Hernán Cortés in Tenochtitlán, dem damaligen Zentrum des Aztekenreiches, binnen weniger Tage rund 80.000 Einwohner:innen und schufen so die Grundlage für die Beherrschung und Ausbeutung Zentralamerikas durch die spanische Krone.

Eine Reise für das Leben

Die nun beginnende zweite Episode der „Gira Por La Vida“, der „Reise für das Leben“, wird geprägt sein vom Austausch der zapatistischen Delegierten mit den Kollektiven, Initiativen, Gruppen und Projekten der Bewegungen eines „Anderen Europas“. Die Zapatistas erwarten keine „großen Events“, sondern verfolgen die Absicht, die Kämpfe in Europa kennen zu lernen und sich mit den Aktivist:innen auszutauschen. Erwartet werden die Zapatistas in mehreren kleineren Delegationen in rund 30 Ländern Europas. In Deutschland wird ihre Ankunft seit rund zehn Monaten vorbereitet.

Auf der Seite www.ya-basta-netz.org wird fortwährend über den Verlauf der „Reise für das Leben“ berichtet.