Aktionstag für Efrîn: Nein zur Besatzung, nein zu Femizid!

Fünfzig kurdische Parteien und das europaweite Bündnis „Demokratische Kräftevereinigung” haben angekündigt, am 20. Februar angesichts des andauernden Feminizids und Genozids in Efrîn auf die Straße zu gehen.

Fünfzig kurdische Parteien und Organisationen mit Vertretungen in Europa sowie das europaweite Bündnis „Demokratische Kräftevereinigung” (tr. Demokratik Güç Birliği) haben in einer gemeinsamen Erklärung angekündigt, am 20. Februar für Efrîn auf die Straße zu gehen. Unter der Losung „Nein zur Besatzung, nein zum Femizid” werden an diesem Tag weltweit Aktionen in Solidarität mit dem Widerstand der Bevölkerung in Efrîn stattfinden und die Kriegsverbrechen der Türkei und ihren dschihadistischen Hilfstrupps angeprangert. Freundinnen und Freunde des kurdischen Volkes sind aufgerufen, sich der Forderung nach einem Ende der Invasion und von Femizid als systematischer Praxis der türkischen Besatzung in Efrîn anzuschließen.

Die Invasion in Efrîn begann am 20. Januar 2018. War es der Region im Westen Kurdistans mit der Revolution von Rojava am 19. Juli 2012 noch gelungen, sich im Machtvakuum der Syrien-Krise von der Herrschaft des Baath-Regimes zu befreien und inmitten eines türkisch-dschihadistischen Kessels eine basisdemokratische, ökologische und geschlechterbefreite Gesellschaftsform zu etablieren und sich trotz Bedrohungen von außen ökonomisch, kulturell und politisch weiterzuentwickeln, brachte die „Operation Olivenzweig“, wie die türkische Regierung ihren völkerrechtswidrigen Angriff zynisch nennt, Leid, Tod und Zerstörung.

Kriegsverbrechen unter türkischer Besatzung

Seit der Einnahme des gesamten Kantons am 18. März 2018 wird der Name Efrîn mit Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung, Plünderungsfeldzügen, einer massiven Umweltzerstörung und irreversiblen Schäden im Ökosystem, systematischem Raub von historischen Kulturgütern, Entführungen, Vergewaltigungen und Mord in Verbindung gebracht – verübt von türkischen Truppen und islamistischen Verbündeten. Die angestammte Zivilbevölkerung wurde größtenteils vertrieben, an ihrer Stelle wurden fast eine halbe Million Menschen aus anderen Konfliktgebieten des Landes, insbesondere aus Idlib, dem Umland von Aleppo und aus Ost-Ghouta angesiedelt. Bei einem Großteil handelt es sich um Angehörige von Milizionären, die ihren Sold aus Ankara beziehen. Die Türkisierung und Islamisierung Efrîns scheint fast abgeschlossen, für Frauen gelten ähnliche Regeln, wie sie der sogenannte IS in seiner einstigen „Hauptstadt“ Raqqa eingeführt hatte. Für sie ist es mittlerweile verboten, ohne schwarze Verhüllung und männliche Begleitung das Haus zu verlassen. Nahezu täglich werden Frauen von den Besatzungsmilizen verschleppt, vergewaltigt oder landen in einem Internierungslager, wo sie teilweise über Jahre misshandelt werden. Auch das sogenannte Verschwindenlassen von Zivilisten, eine Praxis, die in den 90er Jahren vor allem gegen Kurdinnen und Kurden in der Türkei zum Einsatz kam, hat sich in Efrîn etabliert.

Versuchte Vernichtung kurdischer Identität

Was in Efrîn geschieht, ist der Versuch einer Vernichtung der nationalen Identität des kurdischen Volkes, seiner Sprache, Kultur und Geschichte – unter Duldung der internationalen Weltgemeinschaft, heißt es im Aktionsaufruf: „Das kurdische Volk ist aber entschlossen zu leben und für seine Errungenschaften einzustehen. Deshalb werden wir am 20. Februar in Europa, Kanada und Australien auf die Straße gehen, um unsere Verbundenheit mit Efrîn und seinem Widerstand zu demonstrieren und unsere Wut angesichts des andauernden Feminizids und Genozids zum Ausdruck zu bringen. Wir werden die Bilder der ermordeten Menschen und insbesondere der Frauen empor halten, die den Kriegsverbrechen unter der türkischen Besatzungsmacht zum Opfer gefallen sind. Wir laden alle Menschen ein, an der Seite der kurdischen Gesellschaft und ihrer Weggefährten am revolutionären Geist von Rojava teilzuhaben und mit uns auf die Straße zu gehen.”

Die Unterzeichnenden des Aufrufs

YNK | Gorran | KCDK-E | Kongreya Star | TJK-E | Partiya Şûî ya Kurdistanê - Başûr | Partiya Zahmetkêşan - Başûr | Tevgera Azadî | PYD | PDKS | Tevgera Nûjen a Kurdistanê - Sûrîya | PÇDKS | Partiya Demokrata Kurd li Sûrîya | Partiya Çep a Demokrat li Sûrîya | Partiya Rêkeftin a Kurd li Sûrîya | Partiya Çaksaziya Kurd li Sûrîya | Partiya Rêkeftin a Kurd li Sûrîya | Partiya Çaksaziya Kurd li Sûrîya | Partiya Kesk a Kurdistanî li Sûrîya | Partiya Demokrata Kurdistanî li Sûrîya | Partiya Komunist a Kurdistanî li Sûrîya | PÎK | KKP | Tevgera Kawa | PJAK | Yakyatî Şorşgêrî Kurdistan | KODAR | KJAR | Platforma Horam | Platforma Zagros | Platforma Yarsan | Yarî Kurd | Partiya Dimokrati Pêşvero Kurd Li Sûrîya | Tevçand | Kurdische Gemeinde Stuttgart e.V. | FEDA | NAV–YEK | Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. | CÎK | Kurdisches Institut Deutschland | Kurdisches Institut Belgien | MŞD | YMK | YÊS | Kurdische Gemeinde Brandenburg-Berlin | Dachverband der Ezidischen Frauenräte | Deutsch-Kurdisches Forum Dresden | Volkskongress Mesopotamien | Freiheitspartei Mesopotamiens | Kurdistan Human Rights Association | Demokratische Kräftevereinigung Europa