Im Auffang- und Internierungslager Hol im Nordosten von Syrien sind acht weitere Unterstützer sowie mutmaßliche Mitglieder der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen worden. Das teilte ein Sprecher der inneren Sicherheitskräfte (Asayîş) am Montag zum Verlauf der Sicherheitsoperation in dem Camp nahe Hesekê mit. Damit hat sich die Zahl der Festnahmen seit Beginn des Einsatzes am vergangenen Samstag auf 29 erhöht. Gleichzeitig wies der Asayîş-Sprecher darauf hin, dass die Durchsuchungen im Abschnitt „Muhadschirat“ beendet sind. Die Operation werde nun in den übrigen Bereichen des Lagers fortgesetzt.
Dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“
Bei dem Einsatz in Camp Hol handelt es sich um die dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr 2021 unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner des Lagers, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte aufgenommen worden war. Die Leitung der Operation liegt bei der Asayîş, der Sicherheitsbehörde der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), die als Einrichtung auf dem Gebiet des Bevölkerungsschutzes agiert. Beteiligt sind auch Truppen der internationalen Anti-IS-Koalition und der Militärverband QSD (Demokratische Kräfte Syriens), dessen Rückgrat die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ bilden.
Video von der Asayîş zeigt Durchsuchungen in Camp Hol von vergangener Nacht
Zahlreiche Hieb- und Stichwaffen gefunden
Bei den am Montag festgenommenen Personen handelt es sich nach Asayîş-Angaben um männliche mutmaßliche Terrorhelfer des IS, die in den Muhadschirat-Bereich hineingeschmuggelt wurden. Die Behörde stellte bei den Razzien erneut auch diverse Hieb- und Stichwaffen wie Säbel und Messer sicher, darüber hinaus wurden eine Handgranate, Militäruniformen, Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und Tablets sowie Silbermünzen des „IS-Kalifats“ gefunden. Am Sonntag waren bereits etliche Messer, Hieb- und Stoßwaffen sowie mehrere selbstgebastelte Landminen beschlagnahmt und zwei Tunnel entdeckt worden, die der IS als Verstecke nutzte. Sie sind bereits von der Asayîş zunächst geflutet und anschließend zugeschüttet worden.
Muhadschirat gilt als gefährlichster Lagerabschnitt
Muhadschirat – in Anlehnung an das Wort „Muhadschir“, was so viel wie „Auswanderer“ bedeutet, ist der gefährlichste Ort in Camp Hol. In dem Lagerabschnitt werden eigentlich nur Frauen und Kinder von inhaftierten IS-Terroristen aus dem Ausland festgehalten. Männlichen Erwachsenen ist der Zutritt untersagt, dennoch tauchen dort immer wieder auch Männer auf, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass sich von Muhadschirat aus der IS-Terror auch in alle anderen Bereiche des Camps ausbreitet. Linientreue IS-Terroristinnen haben in dem Abschnitt nach dem Vorbild der IS-Religionspolizei „Al-Khansa-Brigade“ die Hisba-Truppe aufgebaut. Diese begeht immer wieder Gräueltaten und Morde an Personen, die sich nicht an die Verhaltensnormen des IS halten. Darüber hinaus ist die Truppe für die Indoktrination von Kindern mit der IS-Ideologie verantwortlich. Die Minderjährigen werden in die IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ rekrutiert, die auch als „Brut des Kalifats“ bekannt ist. Auch organisieren die IS-Frauen den Schmuggel und Transfer von Dschihadisten sowohl innerhalb des Lagers als auch nach draußen.