Reporter von Ronahî TV in Camp Hol angegriffen
Silêman Tawîl begleitet für den kurdischen Sender Ronahî TV die Sicherheitsoperation in Camp Hol. Aufgebrachte IS-Anhängerinnen und ihre Kinder haben den Journalisten attackiert.
Silêman Tawîl begleitet für den kurdischen Sender Ronahî TV die Sicherheitsoperation in Camp Hol. Aufgebrachte IS-Anhängerinnen und ihre Kinder haben den Journalisten attackiert.
Im Auffang- und Internierungslager Hol ist eine Gruppe Medienschaffender von Anhängerinnen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) angegriffen worden. Dabei wurde ein Reporter des kurdischen Fernsehsenders Ronahî TV leicht an der Hand verletzt. Er wurde unter Begleitung von Sicherheitskräften in eine Gesundheitsstation gebracht und versorgt. Mittlerweile ist er wieder im Einsatz.
Silêman Tawîl begleitet für Ronahî TV die Sicherheitsoperation, die am Samstagfrüh in Camp Hol von der Sicherheitsbehörde Asayîş gegen islamistische Strukturen eingeleitet wurde. Am Rande eines Drehs wurden er und weitere Kolleg:innen zum Ziel von Steinwürfen. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich offenbar IS-Anhängerinnen und deren Kinder. Einige von ihnen sollen Stichwaffen bei sich getragen haben. Sie konnten unerkannt flüchten.
Silêman Tawîls Hand wurde in einer von Heyva Sor a Kurd betriebenen Krankenstation in Hol versorgt © Alan Meîş
Dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“
Bei dem Einsatz in Camp Hol handelt es sich um die dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr 2021 unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner des Lagers, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte aufgenommen worden war. An der Operation der Sicherheitsbehörde Asayîş sind auch die internationale Koalition gegen den IS und der Militärverband QSD (Demokratische Kräfte Syriens) beteiligt, dessen Rückgrat die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ bilden.
Internierte IS-Angehörige in Nordostsyrien
Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des sogenannten IS im März 2019 ist die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien mit gut 10.000 inhaftierten IS-Dschihadisten aus dutzenden verschiedenen Staaten – etwa 2.000 von ihnen kommen aus westlichen Ländern – und zehntausenden teilweise hochgradig fanatisierten Familienangehörigen konfrontiert. Allein im Lager Hol nahe Hesekê sind aktuell etwa 50.000 Personen untergebracht. Die meisten stammen aus Syrien und Irak, andere aus Europa, dem Kaukasus, Nordafrika und dem Mittleren und Fernen Osten. Etwa die Hälfte ist minderjährig, viele der Kinder sind unter zwölf Jahre alt und werden in islamistischer Ideologie indoktriniert. Das macht die IS-Nachwuchsschmiede Hol zu einem der gefährlichsten Orte weltweit. Das Roj-Lager beherbergt rund 2.200 IS-Frauen und ihre Kinder.
Meiste Rückführungen in ehemalige Sowjetrepubliken
Dennoch verhallen Appelle der Selbstverwaltung an die Staatengemeinschaft seit Jahren nahezu ungehört, ihre Verantwortung zu schultern und ihre in Nord- und Ostsyrien festgehaltenen Bürgerinnen und Bürger zurückzuholen. Die meisten von ihnen hatten sich auf dem Höhepunkt des Syrien-Krieges dem IS-Kalifat angeschlossen. Bisher waren nur die wenigsten Herkunftsländer bereit, ihre Staatsangehörigen zurückzunehmen. Im internationalen Vergleich sind es Länder in Zentralasien, die Rückführungsbemühungen für IS-Gefangene anführen. Mehr als die Hälfte aller bisherigen Repatriierungen aus dem Gebiet der Selbstverwaltung fanden in ehemalige Sowjetrepubliken statt.