Kirgisistan hat erneut mehrere Anhängerinnen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) und deren Kinder aus Lagern in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien zurückgeholt. Wie das Außenressort der Selbstverwaltung am Sonntag mitteilte, wurden 69 Kinder und 27 Frauen aus den Auffang- und Vertriebenenlagern Hol und Roj in das zentralasiatische Land gebracht. Es handelte sich bereits um die vierte Rückholaktion Kirgisistans in diesem Jahr. Insgesamt wurden bisher 333 kirgisische Staatsangehörige aus Nord- und Ostsyrien zurückgeholt.
Xalid Îbrahîm vom Exekutivrat der nordostsyrischen Autonomieverwaltung zeigte sich erleichtert über die Rückführung der Frauen und Kinder nach Kirgisistan. Die Kinder treffe keine Schuld für die fatalen Lebensentscheidungen ihrer Eltern, erklärte der Beamte. Sie seien letztlich auch Opfer des IS und dürften von ihrer Regierung nicht ohne Perspektive in Lagern zurückgelassen werden, in denen ihnen Ausbeutung durch die Dschihadistenmiliz droht. Gerade Camp Hol sei aufgrund einer schleichenden Reorganisierung des IS ein Brennpunkt menschlichen Leids und die dortigen Kinder dem Risiko einer Radikalisierung ausgesetzt. Die zurückgeholten Frauen müssten sich aber für ihre Taten verantworten.
Ähnlich äußerte sich auch der kirgisische Außenamtsdiplomat Bakit Kadyrow, den die Regierung in Bischkek für die Rückführung der Frauen und Kinder nach Nord- und Ostsyrien entsandt hatte. Ausdrücklich dankte er der Autonomieverwaltung und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), die trotz widriger Umstände bedingt durch fortgesetzte Angriffe auf ihre Regionen die Rückholung ermöglichten. Außerdem kündigte Kadyrow weitere Missionen für die Repatriierung kirgisischer Staatsangehöriger aus Nord- und Ostsyrien an.
Bei dem Gespräch mit der kirgisischen Delegation ging es auch um sicherheitspolitische Aspekte in Nord- und Ostsyrien, darunter die Angriffe der Türkei auf die Region.
Auch die Combined Joint Task Force – Operation Inherent Resolve (kurz CJTF-OIR), die Taskforce der internationalen Koalition gegen den IS, begrüßte die Rückführungsaktion nach Kirgisistan. Diese trage dazu bei, das Wiederaufflammen der Aktivitäten der dschihadistischen Terrormiliz zu verhindern, die Belastung der Vertriebenenlager durch die Bereitstellung humanitärer Dienste zu reduzieren und das Risiko der Ausbeutung von Kindern als besonders gefährdete Gesellschaftsgruppe durch den IS zu verringern, hieß es in einer Mitteilung. „Etwa 47.000 Menschen aus mehr als 60 Ländern leben weiterhin in den Lagern Nord- und Ostsyriens, 60 Prozent von ihnen sind Kinder, darunter fast 5.000 unter fünf Jahren. Die Repatriierung ist die einzige dauerhafte Lösung“, so die CJTF-OIR.