US-General fordert internationale Lösung für Camp Hol

Nach einem Besuch in Camp Hol fordert US-General Michael Kurilla eine internationale Lösung für das Auffang- und Internierungslager in Nordsyrien. Aus Sicht der USA sei ein regierungsübergreifender Ansatz notwendig.

Eine gemeinsame Delegation der Demokratischen Kräfte Syrien (QSD) unter der Leitung von Generalkommandant Mazlum Abdi und des US-Zentralkommandos (CENTCOM) unter der Leitung von General Michael „Erik" Kurilla hat am Freitag Camp Hol besucht, um sich einen Überblick über die Lage in dem Auffang- und Internierungslager in der Nähe von Hesekê und die dort laufende Operation „Humanität und Sicherheit" gegen IS-Zellen zu verschaffen. Das teilte das Medien- und Kommunikationsbüro der QSD mit.

Die Delegation wurde über Einzelheiten der Sicherheitslage und die bei der Operation gewonnenen Erkenntnisse zu den Strukturen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in dem Lager informiert. Die Koordinator:innen der Operation teilten mit, dass der IS die Kontrolle über das Camp zu gewinnen versucht und Bewohner:innen unter Druck setzt und ermordet. Der IS bereite sich auf ein zweites Kalifat vor und wende dabei verschiedene Methoden an, um eine neue islamistisch indoktrinierte Generation heranzuziehen und unter Ausnutzung der humanitären Situation in dem Lager neue Mitglieder zu gewinnen.

Bei der von der Kommandantur der inneren Sicherheitskräfte (Asayîş) koordinierten und den Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) unterstützten Operation sind bisher fünf Frauen aus IS-Gefangenschaft befreit worden. Über 150 mutmaßliche IS-Mitglieder wurden festgenommen, darunter auch Dutzende Frauen. Die Sicherheitskräfte haben unzählige Waffen sichergestellt und unterirdische Bunker entdeckt. Zwei QSD-Kämpfer kamen ums Leben, als sie einen Fluchtversuch einer siebenköpfigen IS-Zelle verhinderten.

Kurilla: Lagerbewohner müssen in ihre Länder zurückgeführt werden

Nach dem Besuch in Camp Hol veröffentlichte US-General Kurilla ein schriftliches Statement, in dem er den Angehörigen der beiden bei der Operation ums Leben gekommenen QSD-Kämpfern sein Beileid aussprach. Die QSD setzten die Mission fort, erklärte Kurilla: „Dies ist eine wichtige, weitreichende Operation, die das Lager für alle Bewohner sicherer machen wird. Wir haben bereits gesehen, wie IS-Mitglieder Frauen und Mädchen im Lager in Ketten gehalten haben, Lagerbewohner gefoltert haben und versuchen, ihre abscheuliche Ideologie zu verbreiten. Die meisten Bewohner versuchen, dem IS zu entkommen, aber der IS sieht das Lager als ein gefangenes Publikum für seine Botschaften und Rekrutierungsbemühungen. Daher ist es dringend erforderlich, dass wir die Bewohner in ihre Herkunftsländer zurückführen und sie bei Bedarf rehabilitieren.“

CENTCOM arbeite weiterhin mit den QSD zusammen, um „sowohl die Sicherheit im Lager als auch die humanitären Bedingungen zu verbessern. Die Zusammenarbeit in al-Hol ist eine Erweiterung unserer laufenden Kooperation, um die dauerhafte Niederlage des IS zu gewährleisten. Dieses Lager stellt nicht nur eine reale Bedrohung für die Region dar, sondern ist auch eine humanitäre Katastrophe. Ich habe heute mit mehreren Menschen im Lager gesprochen; diese Gespräche haben den Ernst der Lage noch verstärkt. Mit rund 56.000 Bewohnern - mehr als 90 Prozent davon Frauen und Kinder -, die hier in Zelten leben, ist das Lager ein Brennpunkt menschlichen Leids“, so Kurilla. Es sei unerträglich heiß und der Zugang zu fließendem Wasser begrenzt.

Es gibt keine militärische Lösung für Camp Hol“

Der IS versuche, diese schrecklichen Bedingungen auszunutzen: „Mit rund 80 Geburten pro Monat ist das Lager eine regelrechte Brutstätte für die nächste Generation des IS. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung sind unter zwölf Jahre alt. Diese jungen Menschen sind aufgrund ihrer sehr schlechten Lebensbedingungen besonders anfällig für Radikalisierung. Die meisten Bewohner des Lagers lehnen den IS ab. Viele wollen einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Viele möchten in ihr Heimatland zurückkehren, wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen und ihre Kinder wieder zur Schule schicken.

Es gibt keine militärische Lösung für die Bedrohung, die vom Lager al-Hol ausgeht. Dessen bin ich mir sicher. Die dauerhafteste Lösung besteht darin, dass die Herkunftsländer ihre Bürger repatriieren, rehabilitieren und reintegrieren. Etwa die Hälfte der Bewohner von al-Hol stammt ursprünglich aus dem Irak. Ich begrüße die echten Fortschritte, die der Irak bisher bei der Rückführung seiner Staatsangehörigen gemacht hat. Obwohl diese Fortschritte beträchtlich sind, müssen sie eindeutig beschleunigt werden. Sollte der Irak seine Bürger repatriieren, rehabilitieren und reintegrieren, wäre das Problem sofort viel besser zu bewältigen.

Die Bewohner, mit denen ich gesprochen habe, kamen 2017 in das Lager - noch vor dem massiven Auftreten des IS im Jahr 2019. Sie kamen ursprünglich nach al-Hol, um dem IS zu entkommen. Sie wollen ihre Familien schützen und mit ihren Kindern wieder ein friedliches, sicheres Leben führen. Die Menschen, mit denen ich hier gesprochen habe, sind genau das: Menschen. Sie wollen ihre Kinder in Frieden großziehen. Es gibt Frauen und Kinder, die in die Gesellschaft zurückgeführt werden können. Sie können und wollen produktiv sein.

Dies ist eine Situation und eine drohende Katastrophe, die eine internationale Lösung erfordert. Dazu ist es erforderlich, dass die Weltgemeinschaft dieses Problem mit Empathie betrachtet. Aus der Sicht der Vereinigten Staaten ist dies eine Situation, die einen regierungsübergreifenden Ansatz erfordert. Ich stehe mit der gesamten US-Regierung im Dialog, um die Sicherheit und die humanitären Bedingungen in dem Lager zu verbessern.“