Sicherheitsoperation in Camp Hol eingeleitet

Im berüchtigten Camp Hol findet ein Einsatz der Sicherheitskräfte Nordostsyriens gegen islamistische Strukturen statt. Das Lager gilt als wichtige Basis des IS, der von den schlechten humanitären Bedingungen und den Angriffen der Türkei profitiert.

Die Sicherheitskräfte der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gehen erneut gegen islamistische Strukturen in Camp Hol vor. Das teilten der Asayîş-Kommandant Eli Hesen und die YPJ-Sprecherin Rûken Cemal am Samstagmorgen auf einer Pressekonferenz in dem berüchtigten Lager in der Nähe von Hesekê mit. An der von der internationalen Koalition gegen den IS unterstützten Operation beteiligt ist auch der Militärverband QSD (Demokratische Kräfte Syriens), dessen Rückgrat die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ bilden.


Bei dem Einsatz handelt es sich um die dritte Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr 2021 unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte in Camp Hol eingeleitet worden war. In dem Auffang- und Internierungslager leben rund 50.000 Menschen, darunter eine große Anzahl IS-Anhänger:innen.

Die internationale Aufmerksamkeit für die Gefahr ist unzureichend“

„In den vergangenen Jahren haben die Autonomieverwaltung und ihre Sicherheits- und Militärkräfte die volle Verantwortung für die Eindämmung der eskalierenden terroristischen Bedrohung und der brutalen IS-Anschläge auf die Binnenvertriebenen in Camp Hol übernommen“, erklärten Eli Hesen auf Arabisch und Rûken Cemal auf Kurdisch bei der Pressekonferenz. Die internationale Aufmerksamkeit für die eskalierte Gefahr und das Engagement zur Bewältigung dieses Problems seien gering und unzureichend.

Die IS-Anhängerinnen in Camp Hol spielen eine zentrale Rolle“

Der IS habe seine Aktivitäten in dem Lager in der letzten Zeit verstärkt und dabei die katastrophalen humanitären Bedingungen und die Beschäftigung der Militär- und Sicherheitskräfte mit den Angriffen der Türkei und ihrer Söldner sowie mit den Angriffen der vom syrischen Regime unterstützten Söldner ausgenutzt, so die vorgetragene Erklärung zu dem eingeleiteten Einsatz:

„Der IS hat zahlreiche kriminelle und terroristische Handlungen begangen, darunter Einschüchterungen, Tötungen, Druck auf die Bewohnerinnen und Bewohner, Verbrennung von humanitären Hilfsgütern und Behinderung ihrer sicheren Lieferung in das Lager, einschließlich wichtiger medizinischer Güter. Darüber hinaus wurde ein Umfeld für terroristische Zellen geschaffen, indem verstärkt Kinder rekrutiert und ihnen eine extremistische Ideologie eingetrichtert wurde. Die IS-Anhängerinnen in Camp Hol spielen eine direkte und systematische Rolle bei den Versuchen, die Terrororganisation wiederzubeleben und neu zu gründen. Darüber hinaus waren sie an der Planung von Fluchtversuchen und der Schaffung von Chaos innerhalb des Lagers beteiligt, um die Fähigkeit der Sicherheitskräfte zur Kontrolle der Situation zu beeinträchtigen.“

Camp Hol steht im Fokus der IS-Propaganda“

Aus Geständnissen zahlreicher gefasster Islamisten gehe hervor, dass die IS-Führung einen Plan ausgearbeitet habe, „um einen Angriff auf Camp Hol von außen zu starten, der mit den Bewegungen seiner Zellen im Lager abgestimmt ist“, teilten die Sicherheitskräfte mit. Das Lager stehe nach wie vor im Fokus des IS und werde „in seinen Propagandamaterialien, die über seine verschiedenen Publikationen und Medienplattformen verbreitet werden, an prominenter Stelle genannt“.

Langjährige Erfahrung im Antiterrorkampf

Das Ziel der Operation ist den Angaben zufolge die Zerschlagung von IS-Zellen und die Festnahme ihrer Mitglieder und Unterstützer:innen, „die an terroristischen Aktivitäten, Anschlägen und der Verbreitung extremistischer Ideologien, insbesondere unter Kindern, beteiligt sind“. Die Sprecher:innen verwiesen auf die langjährige Erfahrung und die erheblichen Opfer im Antiterrorkampf in Nordostsyrien und betonten die Berücksichtigung internationaler Menschenrechtskonventionen bei dem Einsatz in Camp Hol.