In der 2017 gegründeten Universität Kobanê gibt es Fakultäten für Physik, Chemie, Biologie, Literatur und Kurdologie. Im kommenden Jahr wird eine medizinische Fakultät eingerichtet. An der Universität werden 200 Studierende von 46 Lehrkräften unterrichtet.
Seit der erfolgreichen Verteidigung Kobanês gegen den IS in den Jahren 2014/2015 ist die Stadt weltweit als Widerstandshochburg bekannt. Aus allen Teilen Kurdistans kamen damals Menschen, um am Kampf um Kobanê teilzunehmen. Heute unterrichten Lehrkräfte aus allen Teilen Kurdistans an der Universität der Stadt.
Wie Delîl Hesen als Lehrbeauftragter für Kurdologie gegenüber ANF erklärt, sollen an der Universität junge Menschen für das in Nord- und Ostsyrien aufgebaute Modell ausgebildet werden. „In Kobanê hat ein großer Kampf stattgefunden und eines der Ergebnisse dieses Widerstandes ist die Universität. Um den Gefallenen gerecht zu werden, müssen wir eine Gesellschaft aufbauen, die ihren Werten entspricht. Den Universitäten fällt dabei eine wichtige Rolle zu.“
Kurdisch als wissenschaftliche Sprache
Ein vorrangiges Ziel ist die Nutzung der kurdischen Sprache in der Wissenschaft, sagt Hesen: „Dem messen wir große Bedeutung bei. Die Besatzer haben immer gesagt, dass Kurdisch keine Sprache der Wissenschaft ist. Sie wollten uns unserer eigenen Sprache entfremden, und das tun sie heute immer noch. Wir sagen dagegen, dass Kurdisch ebenso wie in der Kunst und Literatur auch in der Wissenschaft genutzt werden kann.“
Medizinische Fakultät wird eingerichtet
Hesen berichtet, dass es bereits naturwissenschaftliche Fakultäten an der Universität Kobanê gibt und im kommenden Jahr die Einrichtung einer medizinischen Fakultät geplant ist. „Im Gesundheitsbereich bestehen große Mängel. Viele Ärztinnen und Ärzte sind vor allem seit dem Ausbruch des Krieges ins Ausland gegangen. Deshalb haben wir ernste Probleme. Weil der gesellschaftliche Bedarf dafür besteht, haben wir beschlossen, so schnell wie möglich eine Fakultät für Medizin aufzubauen.“
Ort des Widerstands
Yasmîn Mislim ist Ko-Vorsitzende des Studierendenrats der Universität Kobanê. „Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich ausgerechnet hier studieren kann. Kobanê ist ein Ort des Widerstands. Überall ist das Blut der Gefallenen geflossen. Dank des hohen Preises, den sie gezahlt haben, konnte diese Universität gegründet werden. Die Anzahl der Studierenden und Lehrkräfte steigt jedes Jahr weiter an. Es gibt auch immer mehr Fakultäten. Für uns ist das ein großer Erfolg.“