TV-Tipp zu Rojava: Das gefährliche Erbe des IS

Im WDR ist heute die Erstausstrahlung der Doku „Das gefährliche Erbe des IS: Besuch in der Krisenregion Nordsyrien“ von Gulan und Kawa Akrawi.

Im WDR wird heute um 22.15 Uhr die Dokumentation „Das gefährliche Erbe des IS: Besuch in der Krisenregion Nordsyrien“ ausgestrahlt. Der Dokumentarfilm von Gulan und Kawa Akrawi beleuchtet vier Jahre nach dem Territorialsieg über die Terrormiliz „Islamischer Staat“ durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD, engl. SDF) die alarmierende Gefahr eines Wiederauflebens islamistischer Strukturen. In der Doku werden der andauernde Kampf gegen den IS in Rojava und die militärischen Angriffe der Türkei auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien dargestellt.


Für die Entstehung der Doku sind die Filmemacher nach Rojava gereist und haben Interviews geführt, so etwa mit den QSD-Kommandant:innen Newroz Ehmed und Mazlum Abdi, der vergangene Woche einen Anschlag durch eine türkische Killerdrohne überlebt hat. Die QSD haben am 23. März 2019 mit der Einnahme von al-Bagouz in Nordostsyrien die letzte IS-Enklave zerschlagen. Heute steht die nordostsyrische Autonomieverwaltung (AANES) vor der Herausforderung, sich um 12.000 inhaftierte Islamisten zu kümmern. Etwa 56.000 IS-Frauen und Kinder leben in dem berüchtigten Lager al-Hol.

In der WDR-Ankündigung der Doku heißt es:

Durch das schwere Erdbeben im Februar ist auch der Norden Syriens wieder in den Blick der internationalen Öffentlichkeit gerückt, eine Region, die lange eher unbeachtet geblieben ist. Dabei schwelt hier seit Jahren ein Konflikt, der jederzeit eskalieren und internationale Auswirkungen haben könnte: Die Terrororganisation des sogenannten IS, die hier ihre Hochburg hatte und militärisch besiegt worden ist, könnte von hier aus wiedererstarken.

Story-Autor Kawa Akrawi hat vor einem Jahr das überwiegend von Kurden bewohnte, autonom demokratisch regierte Gebiet im Nordosten Syriens besucht und die schwierigen Realitäten dort aus nächster Nähe erlebt: Hier in ,Rojava' hat die Kurdenmiliz YPG mit Unterstützung der US-Streitkräfte bis 2019 gegen den sogenannten IS gekämpft; Tausende von Kämpferinnen und Kämpfern sind dabei getötet oder verwundet worden. Seit dem Sieg über das IS-Kalifat befindet sich in der Region das größte Gefängnis für IS-Kämpfer. Ebenso die größten Lager, in denen ihre Frauen und Kinder leben, viele davon aus westlichen Staaten, die von ihren Heimatländern nicht zurückgenommen werden. In den Camps und Gefängnissen, so befürchtet man hier, wächst mittlerweile die nächste Generation der Dschihadisten heran. „Wir haben den IS territorial besiegt, aber seine Ideologie und Organisation sind nicht verschwunden. Sie sind immer noch aktiv", sagt Newroz Ehmed vom Generalkommando des Militärbündnisses SDF. Ihre Sicherheitskräfte können die Camps und Gefängnisse zwar von außen bewachen, aber nicht im Innern kontrollieren. Eine explosive Gemengelage.

Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass der türkische Präsident Erdogan die Kurden in Nordost-Syrien seit Jahren bekämpft. Er bezeichnet ihre Miliz YPG als terroristische Organisation und lässt immer wieder Drohnenangriffe auf Rojava fliegen; Zehntausende von Kurden haben ihre Heimat verloren und leben nun in Flüchtlingslagern.

Wie kann die Region Rojava unter diesen Bedingungen sich selbst, die Nachbarländer und den Westen vor einer Wiederkehr des IS schützen? Welche Perspektive gibt es überhaupt für den Umgang mit islamistischen Kämpfern und ihren Kindern, die in Lagern zu fanatischen und rücksichtslosen Kämpfern erzogen werden? Die Story gibt Einblicke in eine Region in höchst angespannter Lage, die wenige von uns bemerken, die aber internationale Sprengkraft birgt.