Auch knapp zweieinhalb Jahre nach Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion im nordsyrischen Serêkaniyê (ar. Ras al-Ain) durch die Türkei und ihre dschihadistischen Verbündeten gibt es zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Darauf machte das Komitee für Vertriebene und Flüchtlinge aus der Region am Freitag im Camp Waşokanî nahe Hesekê aufmerksam. Nach wie vor wäre der Alltag der verbliebenen Zivilbevölkerung in der kurdisch geprägten Region durch Plünderungen, Beschlagnahmungen von Eigentum, willkürlichen Festnahmen, Entführungen und weiteren Übergriffen geprägt – ein Ende des „Terrorregimes“ sei nicht in Sicht. Ein Vorfall im Dorf Kanîya Hespê sei das bisher letzte Glied in dieser Kette.
In der knapp drei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums von Serêkaniyê gelegenen Ortschaft sind laut dem Komitee die Häuser und angrenzenden Gärten von insgesamt neun kurdischen Familien unlängst beschlagnahmt und anschließend abgerissen worden. „Begründet wurde das Vorgehen damit, dass an der Stelle ein militärisches Ausbildungslager hochgezogen werden soll“, sagte ein Sprecher vom Vertriebenenkomitee. Verantwortlich für die Beschlagnahmung des Eigentums der Familien sei die Dschihadistenmiliz „Furqat al-Hamza“. Die Gruppierung ist Teil des Bündnisses „Syrische Nationalarmee“ (SNA), einer Koalition reaktionärer, islamistischer und fundamentalistischer Milizen, die von der türkischen Regierung finanziert und geleitet wird.
Was von den zerstörten Häusern in Kanîya Hespê übrig ist
„Als Komîteya Koçberên Serêkaniyê verurteilen wir auf das Schärfste die unmenschlichen Praktiken gegen die angestammte Bevölkerung, die durch die Zerstörung ihrer Häuser und Dörfer ihrem Hab und Gut und ihrer Vergangenheit beraubt wird“, hieß es in einer im Camp Waşokanî verlesenen Erklärung. Dies sei Ausdruck der überall in den besetzten Gebieten Nordsyriens „allgegenwärtigen Kurdenfeindlichkeit“. Die internationale Gemeinschaft werde daher erneut und „mit Nachdruck“ aufgefordert, ihrer Verantwortung nachzukommen. „Die von der Türkei befehligten Milizen müssen aus unseren Regionen abgezogen und für ihre Kriegsverbrechen bestraft werden. Die Besatzung muss endlich enden.“ Die Vertriebenen aus Serêkaniyê würden nicht müde werden, die Verbrechen der Besatzer und die „Untätigkeit des Westens“ anzuprangern und weiterhin in die Öffentlichkeit tragen. „Wir wollen zurück, dafür werden wir kämpfen.“