„Schlächter von Raqqa“ wartet auf Verfahren

Der Belgier Anouar Haddouchi befindet sich bei den QSD in Haft. Ihm wird die Finanzierung der Massaker von Brüssel und Paris zur Last gelegt. Der IS-Dschihadist ist unter dem Namen „der Schlächter von Raqqa“ bekannt.

Einer der IS-Dschihadisten, die auf dem letzten Flecken Territorium des „Islamischen Staats” (IS) in al-Bagouz gefangen genommen wurden, ist der 35-jährige Belgier Anour Haddouchi alias Abu Suleiman al Belgiki oder auch Abou Abderrahman. Seit bereits sieben Monaten befindet er sich in Nordsyrien in Haft. Ein Verfahren fordert er allerdings in Belgien, erklärt er.

Wir konnten uns mit dem IS-Dschihadisten in einem von der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens kontrollierten Hochsicherheitsgefängnis treffen. Haddouchi reiste im Jahr 2014 mit seiner Frau und zwei Kindern aus Belgien zum IS. Er wurde am 3. März 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) in der letzten IS-Bastion al-Bagouz gefangen genommen. Nach Angaben des belgischen Geheimdienstes handelt es sich bei ihm um einen einflussreichen IS-Kader. Wegen der Morde, die er vor laufender Kamera in Raqqa begangen hat und der Massaker von Paris und Brüssel ist Haddouchi auch als der „Schlächter von Raqqa” zu trauriger Berühmtheit gelangt. Er hat eine enge Beziehung zum in Belgien inhaftierten Mohammed Abrini, der Schlüsselfigur bei den Massakern von Brüssel und Paris. Haddouchi soll nach Angaben des belgischen Finanzministeriums für die beiden Massaker 3.500 Euro von seinem Konto aus an Abrini überwiesen haben. Das Ministerium gab 2016 bekannt, die Konten von Haddouchi und seiner Ehefrau Julie Maes eingefroren zu haben.

Er wurde in türkischen und marokkanischen Moscheen organisiert

Haddouchi stammt aus einer muslimischen Familie und arbeitete als Taxifahrer in Brüssel. Mit dem Beginn des Syrienkrieges lernte er in türkischen und marokkanischen Moscheen salafistische Gruppen kennen. Haddouchi macht uns gegenüber aber keine genaueren Angaben zu diesen Gruppen. Er erzählt, im Jahr 2014 mit seiner Familie durch die Türkei zum IS gereist zu sein. Ohne Namen zu nennen berichtet er: „Wir reisten von Brüssel nach Istanbul und dann von dort weiter nach Antep. Von Antep aus reisten wir mit Hilfe der Personen, die uns empfangen hatten, nach Syrien. Bei der Überquerung der Grenze gab es keinerlei Probleme. Obwohl entlang der Grenze türkische Soldaten standen, konnten wir die Grenze ohne Probleme überqueren. Auf der anderen Seite wurden wir von IS-Mitgliedern empfangen. Sie brachten uns zunächst in eine Stadt und dann nach Dscharablus.“

Leugnet seine Taten

Von dort aus sei Haddouchi nach Raqqa gebracht worden, wo er militärisch sowie ideologisch ausgebildet wurde. Anschließend habe die Familie begonnen, in Raqqa zu leben. Angaben über seine Aufgaben beim IS macht der Dschihadist keine. Gefragt nach seinem Namen „Schlächter von Raqqa“ und der Finanzierung der Anschläge in Europa, lächelt er nur.

Tötungen waren eine Notwendigkeit der Scharia“

Haddouchi berichtet, nach der Befreiung von Raqqa nach al-Mayadin und schließlich nach Deir ez-Zor weitergezogen zu sein. Bei seinen Schilderungen vermeidet er jegliches Eingeständnis einer Beteiligung an IS-Morden. Er gibt zu, dass der IS viele Zivilist*innen umgebracht hat. Diese Tötungen habe der IS jedoch als sich aus der Scharia ergebenden Notwendigkeit durchgeführt. Davon seien die Menschen, welche diese Tötungen durchgeführt haben, überzeugt gewesen. Nach diesen Worten behauptet Haddouchi es zu bereuen, dem IS beigetreten zu sein.

Will zurück nach Belgien

Mit seiner Ehefrau und den Kindern, die sich an einem unbekannten Ort aufhalten, will der Islamist nach Belgien zurückkehren. „Ich weiß genau, dass ich nicht entscheiden kann, wo mein Verfahren stattfindet. Ich bin belgischer Staatsbürger und möchte mit meiner Familie dorthin zurückkehren. Wenn ich verurteilt werde, dann soll es in Belgien sein“, erklärt Haddouchi.