Der IS reorganisiert sich
Nach dem Ende der Territorialherrschaft des IS am 23. März in Nordostsyrien begann sich die Terrormiliz erneut zu bewaffnen und mit neuen Methoden Massaker zu verüben.
Nach dem Ende der Territorialherrschaft des IS am 23. März in Nordostsyrien begann sich die Terrormiliz erneut zu bewaffnen und mit neuen Methoden Massaker zu verüben.
Der als grausamste Terrormiliz bekannte „Islamische Staat“ (IS) ist noch nicht endgültig besiegt, stattdessen reorganisiert er sich und setzt seine mörderischen Angriffe fort.
In der ersten Phase attackierte der IS die Gebiete, die er besetzen wollte, mit Schwärmen mit Sprengstoff beladener Fahrzeuge. Nach Mosul griff der IS am 3. August 2015 Şengal und am 15. September Kobanê an. Die Grausamkeit dieser Angriffe und die mit ihnen einhergehenden Massenmorde sind weltweit bekannt. Mit den in Mosul erbeuteten Panzern und schweren Waffen begann der IS zu dieser Zeit, immer mehr in der Form eines regulären Heers vorzugehen.
Mit den Straßenkämpfen wechselte die Strategie
Der IS passte seine Kriegsstrategien immer wieder den Gegebenheiten an. Insbesondere nach der Befreiung von Minbic (Manbidsch) durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und dem Beginn der Offensive auf die „Hauptstadt“ des IS-„Kalifats“ im Jahr 2017 war er nach massiven Verlusten zu einer Änderung seines Vorgehens gezwungen. Bei den Kämpfen um Raqqa war der Einsatz neuer Techniken zu beobachten, die sich deutlich von den Erfahrungen in Minbic und Kobanê unterschieden. Der IS griff nicht mehr frontal in großen Gruppen mit schweren Waffen an, sondern setzte kleine Gruppen mit Selbstmordattentätern und Fahrzeugbomben ein. Die Miliz änderte außerdem ihre Strategie in Minbic und begann nach dem schnellen Abzug aus den von ihr besetzten Gebieten mit Einheiten von fünf bis sieben Dschihadisten in den geräumten Zonen Terror zu verbreiten.
Zivilisten als Schutzschilde
Der IS geriet immer mehr unter Druck und begann damit, Zivilisten als lebende Schutzschilde einzusetzen. Die QSD bildeten Rettungsteams für diese Zivilisten und evakuierte sie durch sichere Korridore, bevor sie ihre Offensiven gegen die Dschihadisten fortsetzten.
Neue Offensive gegen Zellenstrukturen
Die QSD haben den IS am 23. März militärisch besiegt. Viele Analysten erklärten die Terrormiliz für Geschichte. Die USA verkündeten sogar einen Truppenabzug. Die QSD bestanden aber immer darauf, dass der IS nicht vollständig am Ende sei und weiterhin eine große Bedrohung darstelle. Sie begannen Operationen gegen klandestine IS-Zellenstrukturen. Durch die von den Kräften der Inneren Sicherheit unterstützten Operationen wurde mit der Zerschlagung der IS-Zellen eine Reihe von Massakern insbesondere in Deir ez-Zor, Raqqa und Tabqa verhindert.
Der IS erwacht zu neuem Leben
Mit den Drohungen des türkischen Staates gegen Nord- und Ostsyrien begann auch der IS seine Aktivitäten in der Region zu steigern. Die türkische Aggression scheint für den IS ein Signal gewesen zu sein, um mit neuen Strategien zuzuschlagen. Die Dschihadistenzellen haben mit Sprengstoff beladenen Autos und Motorrädern sowie Minen in Minbic, Raqqa, Deir ez-Zor, Qamişlo, Tibespiyê und Hesekê eine Vielzahl von Angriffen durchgeführt. Am 9. April wurden bei einem solchen Angriff in Raqqa neun Menschen getötet. Am 19. Mai verübte der IS erneut in Raqqa drei Bombenanschläge. In Hesekê griff die Terrormiliz mit drei mit Sprengstoff beladenen Motorrädern an.
IS-Zellen mit Blut an den Händen zerschlagen
Einer der Führer einer mittlerweile zerschlagenen IS-Zelle war Zekeriya Riyad al-Darai. Er hatte sich 2015 dem IS angeschlossen. Dort lernte er einen Dschihadisten namens Abu Omar aus Tilis kennen. Al-Darais Angaben zu Folge war Abu-Omar verantwortlich für die IS-Zellenstrukturen in Nord- und Ostsyrien. Al-Darais Zelle umfasste vier Dschihadisten. Einer davon war Ahd Ahmad Hedjazi, Jahrgang 2001, aus Hama. Er hatte sich 2017 dem IS angeschlossen und nach Abschluss seiner Ausbildung bei vielen Angriffen mitgewirkt. Nach der Niederlage des IS wurde er von Abu Omar al-Darais Zelle zugeteilt. Er war verantwortlich für Attentate und beteiligte sich an Bombenanschlägen in Raqqa und Tabqa.
Außerdem war Ayman Abdulhamid Akush, 1995 in Raqqa geboren, Teil der Zelle und führte mehrere Bombenanschläge in der Region durch. Hinzu kam Mohamed Bassam al-Assad aus Dara. Er hatte lange Zeit beim IS gekämpft und sich bereits an vielen Massakern beteiligt.
Neue Taktiken zur Ermordung von Zivilisten
Nach Aussagen der Mitglieder der Zelle wurde die Gruppe „professionell“ ausgebildet. Sie berichteten, dass bei jedem Angriff versucht wurde, die Anzahl der zivilen Todesopfer zu erhöhen. So wurden beispielsweise zuerst Bomben niederer Intensität gezündet, um die Menschen in eine bestimmte Richtung zu treiben und dort große Sprengsätze explodieren zu lassen. Die Aussagen der gefangenen IS-Dschihadisten belegen Berichte über die Reorganisierung des IS. Nach Angaben der New York Times verfügt der IS im Moment immer noch über 18.000 aktive Terroristen.