Nach der Zerschlagung der Territorialherrschaft des sogenannten Islamischen Staat (IS) begannen Schläferzellen des IS in Nord- und Ostsyrien Anschläge und Massaker zu verüben. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und die Kräfte der Inneren Sicherheit haben seither viele IS-Zellen ausgehoben. Zuletzt wurde die Zelle von Abdulrahman Ali al-Saleh (Abu Mohammed al-Homsi) neutralisiert.
Die Nachrichtenagentur ANHA hat mit dem Chef der Zelle in Haft ein Interview geführt. Er machte Aussagen zu 14 Anschlägen der Gruppe.
Die Zelle bestand aus sechs Personen
Nach Angaben von al-Saleh bestand die Zelle aus sechs Personen aus Homs, Aleppo, Raqqa und einem vom syrischen Regime kontrollierten Gebiet in Deir ez-Zor. Die Namen der Dschihadisten lauten Abdulrahman Ali al-Saleh (Abu Mohammed al-Homsi), Khaled Juma al-Juma, Ahmed Juma al-Juma, Ibrahim Ahmed al-Deghil, Mohammed Ibrahim al-Sewas und Suleyman Abdullah al-Asaf.
Verschiedenste Posten beim IS
Al-Saleh wurde 1993 in Homs geboren und schloss sich 2013 al-Nusra an. 2014 trat er dem IS bei. Er berichtet von seinen Aufgaben in Palmyra und Idlib und war zuletzt Chef eines Kontrollpunkts. Er blieb bis 2017 in Mayadin und wurde dann Verantwortlicher für die IS-Zellen in Tabqa und Raqqa.
„Mit der Niederlage des IS begannen wir anzugreifen“
Die Zelle habe im Mai 2018 mit der Niederlage des IS mit ihren Angriffen in Tabqa angefangen. Al-Saleh berichtet, man habe Flüchtlinge und Arbeiter gegen 200 Dollar Bezahlung für Anschläge benutzt.
Zivilbevölkerung im Visier
Al-Salehs Zelle galt als die gefährlichste in der Region Tabqa/Raqqa. Die Zelle soll für mindestens 14 Anschläge verantwortlich sein. Al-Saleh berichtet von vier Anschlägen in Tabqa. Dabei befanden sich vor allem Zivilist*innen im Visier der Zelle. Sie zielte außerdem darauf ab, prominente Persönlichkeiten und Stammesführer zu ermorden. So wurde der Vorsitzende des Versöhnungsrats der Stämme von Tabqa, Abdullah al-Modahi (Abu Mohammed al-Edwani), am 24. April durch Schüsse in den Arm und den Bauch schwer verletzt. Außerdem habe man eine Kommune mit Langwaffen angegriffen. Dabei wurde eine Reinigungskraft getötet. Außerdem gab der Dschihadist auch Angriffe seiner Zelle auf die QSD zu.
Bombenanschläge in Raqqa
Nachdem sich Khaled Juma al-Juma und Ahmed Juma al-Juma der Gruppe angeschlossen hatten, weitete diese ihre Aktionen auf Raqqa aus. So wurden mehrere Bombenanschläge in Raqqa unter anderem auf die Al-Fed-Brücke durchgeführt; von Ladeninhabern wurde zudem Schutzgeld erpresst. Auf Personen, die sich weigerten zu zahlen, wurden ebenfalls Anschläge verübt. Der Dschihadistenkommandant räumte auch ein, an Anschlägen vor Krankenhäusern beteiligt gewesen zu sein.
„Waffen und Sprengstoff kamen aus Idlib“
Nach den Anschlägen in Raqqa sei man nach Tabqa zurückgekehrt. Er berichtet, dass Waffen und Sprengstoff aus dem türkisch besetzten Idlib gekommen seien. Der Transport habe versteckt unter Reinigungsmittel und Gemüse stattgefunden.
Die Kräfte der Inneren Sicherheit hatten al-Saleh einen Monat lang observiert, bevor sie die ganze Zelle ausheben konnten.