Im nordostsyrischen Dêrik halten dutzende Menschen seit Sonntag einen zweitägigen Solidaritätshungerstreik ab, um die politischen Gefangenen in der Türkei zu unterstützen. In weit mehr als hundert türkischen Gefängnissen findet seit Ende November ein von Gefangenen aus PKK/PAJK-Verfahren getragener Hungerstreik zur Unterstützung der weltweiten Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung für die kurdische Frage“ statt. Die Aktion trifft bei der kurdischen Bevölkerung einen empfindlichen Nerv, da es von Abdullah Öcalan seit rund drei Jahren kein Lebenszeichen mehr gibt.
Hinter dem Solidaritätshungerstreik in Dêrik steckt die Volksinitiative. Vor dem Sitz des Rats der Angehörigen der Gefallenen wurde dafür ein großes Streikzelt errichtet, unter der Parole „Wir grüßen den Widerstand in den Kerkern – Wir werden Rêber Apo mit der Kraft und den Werten der Gefallenen befreien“. Dutzende von Menschen aus Dêrik und dem Umland, Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen und Räte, bekannte Persönlichkeiten, Menschen aus der Region Koçerat und Mitglieder der Intellektuellenvereinigung Dêrik haben sich dem Hungerstreik angeschlossen und machen ihre Unterstützung für den Kampf der politischen Gefangenen deutlich.
Mihemed Seîd, Mitglied der Volksinitiative Dêrik, verurteilte die Isolierung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan und kündigte an, dass die Proteste für seine Freiheit weitergehen werden. Suad Mistefa, Aktivistin des Rates der Angehörigen von Gefallenen, erklärte ihre Unterstützung für den Hungerstreik. Mistefa ist die Mutter der kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef. Die Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens wurde 2019 in Rojava von einer unter türkischem Kommando stehenden Dschihadistenmiliz brutal ermordet.
Şadiye Yûsif, Mitglied der Koordination des Frauendachverbands Kongra Star in Dêrik, erklärte: „Das Vorgehen gegen Abdullah Öcalan ist auch ein Ausdruck der Unterdrückung der Völker. Aber nichts und niemand kann uns von unserem Kampf und Widerstand abbringen. Wir versprechen, dass wir unseren Kampf gegen diese Politik verstärken werden.“ Abschließend ergriff Şêrîn Omar, die Mutter des bei einem gezielten Anschlag der Türkei getöteten QSD-Kommandanten Şiblî Şiblî das Wort und erklärte, die Isolation Öcalans richte sich gegen die ganze Menschheit.
Zum Ende des Programms wurde ein Gedicht von Kawa Ismail, Mitglied der Intellektuellenvereinigung von Dêrik, verlesen. Das Vorbereitungskomitee kündigte ähnliche Aktionen in der ganzen Region Cizîrê an.