Mehrere Infiltrationsversuche in Minbic abgewehrt
Der Militärrat von Minbic hat mehrere Infiltrationsversuche in selbstverwaltetes Gebiet in Nordsyrien vereitelt, zwei Söldner wurden dabei getötet. Ein Angehöriger des Kampfverbands ist gefallen.
Der Militärrat von Minbic hat mehrere Infiltrationsversuche in selbstverwaltetes Gebiet in Nordsyrien vereitelt, zwei Söldner wurden dabei getötet. Ein Angehöriger des Kampfverbands ist gefallen.
Der Militärrat für die nordsyrische Region Minbic (Manbidsch) hat am Donnerstag mindestes drei Infiltrationsversuche in die Ortschaft Mahsanli vereitelt. Das teilt das Medien- und Kommunikationszentrum der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) mit. Zwei islamistische Söldner der türkischen Besatzungstruppen sind den Angaben zufolge bei den Auseinandersetzungen um das etwa zwanzig Kilometer nordwestlich der Stadt Minbic gelegene Mahsanli (auch al-Mohsenli) getötet worden. Bei der Abwehr der Infiltrierungen ist ein Kämpfer gefallen. Es handelt sich um den 20-jährigen Mahmoud Al-Farhan aus Minbic, der sich 2020 dem innerhalb der QSD organisiertem Militärrat angeschlossen hatte.
Die Versuche der Besatzungstruppen in Mahsanli einzufallen, waren am frühen Morgen von heftigen Artillerieangriffen begleitet worden. Der Militärrat von Minbic (MMC) zählte insgesamt 45 Granateneinschläge in dem Ort sowie im weiter östlich gelegenen Dorf Awn al-Dadat (auch Aoun al-Dadat). Die von dem Beschuss betroffene Region war bereits am Mittwoch von den Besatzungstruppen unter Artilleriefeuer genommen worden. Auch in anderen Städten hatte es massive Angriffe auf selbstverwaltetes Gebiet gegeben. Die QSD erklärten, dass die willkürlichen Artillerieangriffe der türkischen Armee und ihrer Söldnergruppen ein „nie zuvor dagewesenes Ausmaß“ erreicht hätten. Demnach seien über 370 Granaten und Raketen auf bewohnte Ortschaften niedergegangen.
Das Foto zeigt eine in Mahsanli eingeschlagene Granate | MMC via ANHA
Ebenfalls am Mittwoch hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan seine Pläne für eine erneute Invasion in Nordsyrien konkretisiert. In einer Rede vor Abgeordneten seiner Partei AKP kündigte Erdoğan an, die Städte Minbic und Tel Rifat anzugreifen. „Wir treten in eine neue Phase unserer Entschlossenheit ein, eine 30 Kilometer tiefe Sicherheitszone entlang unserer Südgrenze zu bilden. Wir werden Tel Rifat und Minbic von Terroristen säubern und das Gleiche Schritt für Schritt in anderen Regionen tun“, sagte Erdoğan. Schon in der vergangenen Woche hatte der türkische Regimechef mit einem neuerlichen Angriffskrieg seines Landes gegen die Autonomiegebiete Nord- und Ostsyriens gedroht.
Mazlum Abdi: Neue Invasion bedeutet humanitäre Krise
Mazlum Abdi, Generalkommandant der QSD, nimmt die türkischen Drohungen gegen Nordsyrien als ein „hohes Risiko“ wahr. „Wir sind besorgt“, sagte der 55-jährige Oberkommandierende des multiethnischen Militärbündnisses am Donnerstag in Hesekê. „Jede Offensive wird die Syrer spalten, eine neue humanitäre Krise auslösen und die angestammte Bevölkerung sowie Binnenflüchtlinge vertreiben.“ Eine neue Eskalation werde sich auch negativ auf den Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) auswirken, so Abdi.
USA kritisieren Pläne einer erneuten Invasion
Derweil haben die USA erneut die Pläne Erdoğans kritisiert, abermals in nordostsyrisches Territorium einzumarschieren. „Wir haben mit der türkischen Regierung gesprochen und uns gegen militärische Maßnahmen auf der syrischen Seite der Grenze gestellt“, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas Greenfield, in der türkischen Provinz Hatay nahe der syrischen Grenze. Es solle nichts getan werden, was den Waffenstillstand brechen würde. US-Außenminister Anthony Blinken teilte mit, die USA würden jede Eskalation in Nordsyrien ablehnen.
Angriffskriege in den Jahren 2016, 2018 und 2019
Die Türkei ist in der Vergangenheit immer wieder völkerrechtswidrig gegen die selbstverwalteten Gebiete im mehrheitlich von Kurdinnen und Kurden bewohnten Norden von Syrien vorgegangen. Im Verlauf von drei Angriffskriegen in den Jahren 2016, 2018 und 2019 wurden weite Teile im Grenzstreifen vom türkischen Staat und dschihadistischen Verbündeten des Nato-Mitgliedlandes besetzt, hunderttausende Menschen sind vertrieben worden. Anstelle der angestammten Bevölkerung wurden unter türkischer Ägide islamistische Milizen aus aller Welt und ihre Angehörigen angesiedelt. Die Türkei führt zudem im Nachbarland Irak eine vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags als völkerrechtswidrig eingestufte Invasion im kurdischen Norden. Unter dem Etikett der „Terrorbekämpfung“ – gemeint ist die PKK – sind Teile im türkisch-irakischen Grenzgebiet bereits de facto besetzt worden. Die von der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) dominierte Regierung in Hewlêr (Erbil) unterstützt die Türkei bei der Invasion.