Letztes Geleit für Seyit Evran und Aslan Qamişlo

Der Journalist Seyit Evran und der YPG-Kommandant Aslan Qamişlo sind in Rojava beerdigt worden. Tausende Menschen aus der gesamten Autonomieregion Nord- und Ostsyrien erwiesen den beiden kurdischen Revolutionären die letzte Ehre.

Tausende Menschen aus verschiedenen Orten in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien haben an der Beerdigung von Seyit Evran und Aslan Qamişlo teilgenommen und den beiden kurdischen Revolutionären die letzte Ehre erwiesen. Der Journalist Seyit Evran ist am 22. September an Herzversagen gestorben, der YPG-Kommandant Aslan Qamişlo kam am 17. September bei einem türkischen Drohnenangriff ums Leben. Beide stammten aus Nordkurdistan und waren seit über dreißig Jahren Teil der kurdischen Befreiungsbewegung. An der Beisetzung auf dem Gefallenenfriedhof Şehîd Delîl Saroxan in Qamişlo nahmen Vertreter:innen ziviler und militärischer Institutionen der Autonomieverwaltung (AANES), kurdischer und arabischer Stämme und politischer Parteien sowie Tausende weitere Weggefährt:innen der beiden Gefallenen teil.


Die mit Blumen und Fahnen der YRA und YPG geschmückten Särge wurden vom Enteriyê-Viertel zum Friedhof getragen. Die Beisetzungszeremonie begann mit einer Schweigeminute im Gedenken an die beiden Freiheitskämpfer. In Redebeiträgen wurde der langjährige Einsatz von Seyit Evran und Aslan Qamişlo in der Befreiungsbewegung gewürdigt.

Die Ko-Vorsitzende der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (TEV-DEM), Rûken Ehmed, sagte in einer Rede: „Dass so viele Menschen sich um die Gefallenen versammeln, bedeutet, dass die Revolution ihr Ziel erreichen wird. Denn unsere Partei ist die Partei der Gefallenen. Unser Volk wird sich der Unterdrückung und Besatzung nicht beugen. Die kurdische Identität wurde von den Kämpferinnen und Kämpfern für die Philosophie von Abdullah Öcalan geschützt.“

Seyit Evran habe diesen Kampf mit seinem Stift und seiner Kamera geführt und sei mit seiner journalistischen und schriftstellerischen Arbeit zur Stimme Kurdistans geworden, so Rûken Ehmed: „Er war kämpferisch und ließ sich nicht aufhalten, auch unter sehr schwierigen Umständen. Er berichtete der Welt vom Kampf des kurdischen Volkes und von dem brutalen Gesicht des türkischen Staates. Er berichtete die Wahrheit, und dieses Prinzip brachte er vielen weiteren Medienschaffenden bei.“

Zu Aslan Qamişlo sagte Rûken Ehmed: „Şehîd Aslan war in der Revolution in Nordostsyrien für seine Bescheidenheit, seine Selbstlosigkeit und sein Lachen bekannt. Er arbeitete in verschiedenen Bereichen und setzte sich für Bildung, Verteidigung und bei gesellschaftlichen Themen ein. Mit großer Liebe und Überzeugung kämpfte er in Rojava und allen Gebieten Nordostsyriens dafür, den revolutionären Volkskrieg und die Selbstverteidigung zu organisieren.“

Die Verbundenheit mit den Gefallenen erfordere, dem Verrat keine Gelegenheit zu geben, erklärte Rûken Ehmed weiter: „Dafür sind wir alle verantwortlich. Die Last darf nicht nur auf den Schultern der Sicherheitskräfte und der QSD liegen. Wir müssen die Verräter aus dem Land jagen. Wenn uns das gelingt, zeigen wir damit die Stärke eines organisierten Volkes. Wer sein Land liebt, darf es nicht verlassen und muss sich gegen alle Formen des Spezialkriegs zur Wehr setzen. Wir glauben an die Kraft unseres Volkes. Wir müssen unsere Kinder nach unseren Grundsätzen erziehen. Selbst wenn wir dafür fallen, werden wir uns weiter organisieren und die Machenschaften durchkreuzen, mit denen ein Keil zwischen die Bevölkerung und die Autonomieverwaltung getrieben werden soll.“


Für den Verband freier Medien (Yekîtiya Ragihandina Azad – YRA) hielt Seyit Evrans langjährige Weggefährtin Stêrk Gulo eine Rede, in der sie aller Gefallener der Freiheitsbewegung gedachte: „Wenn wir von den Gefallenen sprechen, sprechen wir vom Kampf. Es ist sehr ernst. Şehîd Seyid war seit 30 Jahren mein Weggefährte, und Şehîd Aslan seit 25 Jahren. Wir können den Gefallenen nicht gerecht werden, wenn wir nur über sie sprechen.“

Über Seyit Evran sagte Stêrk Gulo: „Seyit liebte die Bevölkerung von Rojava, Bakur, Başûr und Rojhilat. Er sagte, was er zu sagen hatte. Er lief vom Zap nach Qendîl und von dort aus in den Zagros. Er war ein Kämpfer, ein Kommandant und ein Journalist, der nicht einen Tag vom Weg der Wahrheit abwich. Als die Revolution in Rojava begann, kam er mit seinem Stift und seiner Kamera hierher und versuchte, der Stimme seines Volkes auf der Welt Gehör zu verschaffen. Über seine Texte und seine Aufnahmen haben wir Tausende Freundinnen und Freunde und Gefallene kennengelernt. Er kannte die gesamte Geschichte von Rojava, denn er war verliebt in sein Volk. Für uns war er ein lebendes Archiv. Wir werden ihn mit unseren Stiften und Kameras, mit großer Liebe und Beharrlichkeit, weiterleben lassen.“

Nach den Reden wurden die Gefallenenurkunden verlesen und die Leichname von Seyit Evran und Aslan Qamişlo beerdigt.