Der Tod von Seyit Evran, eine der tragenden Säulen der freien kurdischen Presse, hat in Kurdistan und darüber hinaus für Bestürzung gesorgt. Der Journalist, der mehr als drei Jahrzehnte Teil der kurdischen Befreiungsbewegung war, einen vom türkischen Staat angeordneten Anschlag auf die Zeitung „Özgür Ülke“ überlebte, in den Bergen bei der Guerillapresse im Einsatz war und im Zuge der Rojava-Revolution die Medienstrukturen in Nord- und Ostsyrien mit aufbaute und etablierte, verstarb am vergangenen Freitag, wie heute bekannt wurde. Als Todesursache gilt ein plötzlicher Herztod infolge eines akuten Myokardinfarktes.
Die Nachricht über den Tod Evrans, der 1969 in Amed (tr. Diyarbakır) geboren wurde und seit langen Jahren auch für ANF arbeitete, verbreitete sich am Montag wie ein Lauffeuer. Die Beileidsbezeugungen von Leserinnen und Leserinnen der Presse über die sozialen Medien sind zahlreich. Auch Medienorganisationen sind angesichts des Todes des Journalisten geschockt. Der in Amed anässige Journalistenverein Dicle Firat (DFG) würdigte Seyit Evran als einen Wahrheitskämpfer, der fast sein gesamtes Leben dem kurdischen Volk und dessen Widerstand um Befreiung widmete. „Die Verbundenheit von unserem Freund Seyit und der Suche nach der Wahrheit war unauflöslich. Diesen Weg, den er mit Gurbetelli Ersöz in den 1990er Jahren eingeschlagen hatte, setzte er trotz all der Widrigkeiten, die sich aus dem Krieg ergeben, selbstlos fort. Mit seinem Stift und seiner Kamera dokumentierte er von Bakur über Başûr, Rojhilat, Rojava und darüber hinaus die Ereignisse in Kurdistan in der Tradition der freien Presse. Er schrieb über den Krieg, die Erfahrungen der Völker Kurdistans, die Realitäten des Kampfes und des Widerstands. Nun ist er ein Gefallener eben jener freien Presse, für die auch wir eintreten. Das Andenken an Seyit Evran und sein Vermächtnis werden im großen Kampf des kurdischen Volkes weiterleben.“
Der Demokratische Medienverband Nord- und Ostsyriens (YRD) erinnerte daran, dass Seyit Evran maßgeblich daran mitwirkte, die freie kurdische Presse nach dem internationalen Komplott gegen Abdullah Öcalan – wie Kurdinnen und Kurden die völkerrechtswidrige Verschleppung des PKK-Begründers 1999 aus Kenia in die Türkei bezeichnen – und dem Rückzug der Guerilla aus Nordkurdistan in die Medya-Verteidigungsgebiete zu organisieren und zu stärken. Der Journalistinnenverband YRJ würdigte Seyit Evran als Revolutionär, Widerständiger und Lehrender, der zahlreiche Medienschaffende für den „Weg des Widerstands“ vorbereitete und sie begleitete. „Dilîşan Îbîş und Nûjiyan Erhan sind nur zwei der Heldinnen und Helden dieser Tradition. Sie sind zwar ebenfalls nicht mehr unter uns, zahlreiche andere sind es aber weiterhin – und werden das Vermächtnis von Seyit Evran bewahren.“