In Şengal findet heute die Premiere des Dokumentarfilms Nûjiyan von Jinda Asmin statt. Die Doku handelt von dem Kampf der kurdischen Journalistin Nûjiyan Erhan, die im März 2017 von einem Sniper der PDK erschossen wurde. Nûjiyan Erhan war eine der Journalist:innen, die der Weltöffentlichkeit von dem Völkermord an der ezidischen Gemeinschaft in Şengal berichtete. Der Film wird heute erstmalig im Volksrat von Xanesor gezeigt, am Sonntag folgt eine Vorführung in Şengal.
Nûjiyan Erhan stammte aus Riha (tr. Urfa) in Nordkurdistan und hieß mit bürgerlichem Namen Tuba Akyılmaz. Sie arbeitete seit 2005 für kurdische Medien und hielt sich ab Frühjahr 2015 in Şengal auf, um den IS-Genozid und den Widerstand dagegen zu dokumentieren. Dabei führte sie Interviews mit Überlebenden, vor allem mit ezidischen Frauen. Zudem bildete sie Ezidinnen für die journalistische Arbeit aus.
Am 3. März 2017 fiel die vom türkischen Staat und der PDK ausgebildete Truppe der „Roj-Peschmerga“ in der Ortschaft Xanesor in Şengal ein. Am Vorabend wurden Gräben in der Umgebung von Xanesor und Sinun ausgehoben. Frauen aus Şengal wollten die Gräben wieder zuschütten und wurden angegriffen. Die Verteidigungskräfte YBŞ suchten das Gespräch mit der Gegenseite, um die Lage zu evaluieren und die angespannte Situation zu beruhigen. Noch vor Abschluss des Treffens wurde ein Vormarsch mit dreißig Hummer und anderen Panzerwagen mit schweren Waffen gestartet. Ausgerüstet war die Truppe unter anderem mit Waffen und Fahrzeugen, die europäische Länder für den Kampf gegen den IS nach Südkurdistan geliefert hatten. Darunter waren auch Panzer vom Typ Dingo aus Deutschland.
Die YBŞ und die Fraueneinheiten YJŞ wurden zusammen mit den ezidischen Sicherheitskräften Asayîş in Verteidigungsposition versetzt. Die damals noch in der Region präsenten Guerillakämpfer:innen der HPG und YJA Star schlugen Verhandlungen vor, um Gefechte zu vermeiden. Zwei HPG-Kämpfer stellten sich vor einen der einrückenden Panzerwagen, um den Vormarsch zu stoppen. Sie versuchten mit ihren Händen, das Militärfahrzeug aufzuhalten. Ihre Namen waren Çekdar Sinan und Orhan Baran, beide wurden getötet. Die Journalistin Nûjiyan Erhan wurde gezielt ermordet, als sie diese Szenen mit ihrer Kamera einfing. Sie erlag am 22. März im Krankenhaus ihren Verletzungen durch einen Kopfschuss. Bei den folgenden Auseinandersetzungen kamen außerdem die TAJÊ-Aktivistin Nazê Naif und sieben YBŞ-Mitglieder ums Leben.