Ein unvergessliches Bild aus Şengal

Es ist eine unvergessliche Szene: Zwei Guerillakämpfer versuchten in Şengal, mit ihren Körpern einen Panzerwagen aufzuhalten, um ein Blutvergießen unter Kurd:innen zu verhindern.

Es geschah vor fünf Jahren. Am 3. März 2017 war Şengal mit einer neuen Gefahr konfrontiert. Das ezidische Hauptsiedlungsgebiet im Nordirak war erst seit knapp zwei Jahren von den Banden des sogenannten Islamischen Staats (IS) befreit. Jetzt wurde die vom türkischen Staat und der PDK ausgebildete Truppe der „Roj-Peschmerga“ in Şengal ins Feld geschickt. Die Demokratische Partei Kurdistans (PDK) machte gemeinsame Sache mit der türkischen Staatsführung und richtete die Waffe gegen die eigenen Geschwister.

Die sogenannten Roj-Peschmerga wollten am 3. März 2017 in der Ortschaft Xanesor in Şengal einfallen. Im Rahmen dieses Plans war am Vorabend mit dem Ausheben von Gräben in der Umgebung von Xanesor und Sinunê begonnen worden. Frauen aus Şengal wollten die Gräben wieder zuschütten und wurden angegriffen.

Am 3. März suchten die Verteidigungskräfte YBŞ das Gespräch mit der Gegenseite, um die Lage zu evaluieren und die angespannte Situation zu beruhigen. Noch vor Abschluss des Treffens wurde ein Vormarsch mit dreißig Hummer und anderen Panzerwagen mit schweren Waffen gestartet. Ausgerüstet war die Truppe unter anderem mit Waffen und Fahrzeugen, die europäische Länder für den Kampf gegen den IS nach Südkurdistan geliefert hatten. Darunter waren auch Panzer vom Typ Dingo aus Deutschland.

Die YBŞ und die Fraueneinheiten YJŞ wurden zusammen mit den ezidischen Sicherheitskräften Asayîş in Verteidigungsposition versetzt. Die damals noch in der Region präsenten Guerillakämpfer:innen der HPG und YJA Star schlugen Verhandlungen vor, um Gefechte zu vermeiden. Zwei HPG-Kämpfer stellten sich vor einen der einrückenden Panzerwagen, um den Vormarsch zu stoppen. Sie versuchten mit ihren Händen, das Militärfahrzeug aufzuhalten. Ihre Namen waren Çekdar Sinan und Orhan Baran. Der Panzerwagen hielt nicht an. Über dem Wagen wehte die Fahne der Kurdistan-Region Irak. Die Situation war paradox.

Die beiden Guerillakämpfer wurden getötet. Es war ein niederträchtiger Angriff. Auch die Journalistin Nujiyan Erhan wurde gezielt ermordet, als sie diese Szenen mit ihrer Kamera einfing. Sie erlag am 22. März im Krankenhaus ihren Verletzungen durch einen Kopfschuss.

Dieser Angriff der PDK und paramilitärischen Roj-Peschmerga führte zu großen Protesten. In Rojava und Şengal gingen Tausende Menschen auf die Straßen. Die Menschenmassen in Rojava liefen Richtung Şengal. Am 14. März kam es zu einem weiteren Angriff der Roj-Milizionäre, bei dem Nazê Naif, eine Aktivistin der ezidischen Frauenbewegung TAJÊ, ums Leben kam.

Bei dem Angriff auf Xanesor sind sieben Kämpfer der YBŞ gefallen. Das Bild der beiden Guerillakämpfer, die mit ihren Körpern den Panzerwagen aufzuhalten versuchten, ist unvergesslich.