Journalist Seyit Evran in Rojava verstorben
Seyit Evran ist tot. Der Journalist und Autor, der als tragende Säule der kurdischen Presse galt, verstarb im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer schweren Herzerkrankung.
Seyit Evran ist tot. Der Journalist und Autor, der als tragende Säule der kurdischen Presse galt, verstarb im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer schweren Herzerkrankung.
Seyit Evran ist tot. Der kurdische Journalist und Autor starb am Freitag im Alter von 54 Jahren in einem Krankenhaus in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien an den Folgen einer Herzerkrankung, wie der Verband Freier Medien (YRA) am Montag in Qamişlo mitteilte. „Mit Seyit Evran haben wir das Gedächtnis der freien Presse verloren. Dreißig Jahre lang war er ein unermüdlicher Militanter auf diesem ehrenvollen und unschätzbaren Weg. Seine Leidenschaft für die Aufklärung der Gesellschaften und seine Entschlossenheit zu kämpfen ermöglichten es ihm, alle Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden. Mit seiner Haltung, seinem Handeln und seiner Feder nahm er einen festen Platz auf den Seiten der freien Presse ein“, sagte der YRA-Vorsitzende Dilyar Cizîrî.
Seyit Evran hatte großen Einfluss auf den Journalismus in der Tradition der freien kurdischen Presse. 1969 in Hênê bei Amed (tr. Diyarbakır) geboren, formte sich sein rebellischer Geist bereits in seinem Elternhaus, das geprägt worden war vom Widerstand des Şêx Seîdê Pîran; Evrans Großvater war ein Mitstreiter des Serhildan-Anführers. Der kurdischen Befreiungsbewegung begegnete er als Jugendlicher, als Studierender der Çukurova-Universität in Adana lernte er Gurbetelli Ersöz kennen. Die spätere Guerillakämpferin, die 1997 im „Südkrieg“ ums Leben kam, war maßgeblich am Aufbau der kurdischen Presse beteiligt und wurde bei der Zeitung „Özgür Gündem“ als erste Frau Chefredakteurin in der Türkei.
Bei Anschlag auf Özgür Ülke verletzt
Tief beeindruckt von der Pressearbeit unter der Avantgarde von Gurbetelli Ersöz, schloss sich Seyit Evran 1990 in Amed der kurdischen Befreiungsbewegung an. Er wurde zu einer Zeit im Journalismus tätig, als die Angriffe des türkischen Staates auf die Bevölkerung Kurdistans am extremsten waren, kurdische Medienschaffende mitten auf der Straße extralegal hingerichtet wurden und die Politik der verbrannten Erde auf ihrem Höhepunkt war. Als die damalige Ministerpräsidentin Tansu Çiller am 3. Dezember 1994 drei Redaktionsräume der Zeitung „Özgür Ülke“ in Istanbul, Ankara und Amed bombardieren ließ, befand sich Seyit Evran unter den mehr als zwanzig Verletzten.
YRA-Mitglieder bei der Bekanntgabe des Todes von Seyit Evran | © ANHA
Autor von „Reise an den Rand des Lebens“
Es waren die Jahre, in denen viele Menschen in Kurdistan und der Türkei sich davor fürchteten, Zeitungen zu lesen. Seyit Evran spürte keine Angst. Seine Liebe zur Wahrheit und zur Freiheit war stärker, sodass er bei seiner Berichterstattung über Massaker und andere Verbrechen am kurdischen Volk auch immer wieder seinen eigenen Tod in Kauf nahm. Er ging in die Berge, um über die Realität des Befreiungskampfes zu schreiben. Auf den Spuren von Pionierinnen und Wegbereitern wie Gurbetelli Ersöz recherchierte er jahrelang das Leben und den Kampf der Guerilla und vermittelte es dem kurdischen Volk und der Welt. Er schrieb unzählige Artikel zu wissenschaftlichen, historischen und literarischen Themen und leistete wichtige Beiträge für das Archiv der freien Presse. Diesen Weg zeichnete er später für sein Buch „Reise an den Rand des Lebens“ nach.
Aufbau der Presse in Rojava
Seyit Evran arbeitete seit Jahren für ANF. Er war nicht nur in Kurdistan als Journalist tätig, sondern auch in anderen Ländern. In Armenien und Russland etwa recherchierte er über die Situation der dortigen kurdischen Gemeinden und bekannte Persönlichkeiten in diesen Regionen. Er wandte seine Aufmerksamkeit praktisch jedem Ort mit Kurdinnen und Kurden zu, in dem es „Revolutionäres“ gab. Im Jahr 2012, als Rojava von einer Revolution erfasst wurde, ging er dort hin. Zum einen schrieb er über die Realität des Aufbruchs in Rojava, zum anderen spielte er eine führende Rolle beim Aufbau der Pressestrukturen. Von Dêrik bis Efrîn reiste er durch die ganze Region, verfolgte den revolutionären Prozess und bildete gleichzeitig Dutzende Journalistinnen und Journalisten aus. Mit dieser Arbeit wurde er zu einer der tragenden Säulen der Rojava-Revolution und der Revolution der Presse.
Wie eine Fackel, die den Weg zur Wahrheit erleuchtete
Mit gesundheitlichen Problemen hatte Seyit Evran seit 2020 zu kämpfen. Er erlitt zwei Herzinfarkte und musste sich mehreren Operationen unterziehen. Trotzdem setzte er seine Arbeit mit ungebrochener Begeisterung und Moral fort. Vor kurzem erlitt er jedoch einen Rückfall, der seinen Körper stark belastete. Seither war er im Krankenhaus. „Leider blieb sein Herz trotz aller Bemühungen am Morgen des 22. September stehen“, erklärte Dilyar Cizîrî. „Seyit Evran war wie Apê Musa, Gurbetelli Ersöz, Halil Dağ, Nûjiyan Erhan, Deniz Fırat, Dilîşan Îbîş und Dutzende andere Kämpferinnen und Kämpfer der freien Presse eine Fackel, die unseren Weg für die Wahrheit und die Freiheit erleuchtete. Er hat mit seiner Arbeit ein großes Vermächtnis hinterlassen. Als die Nachfolgerinnen und Nachfolger dieser Tradition versprechen wir, diesen Kampf und diese Wahrheit zu erweitern und auszubauen. Ihr Weg wird uns immer erleuchten und unser Bewusstsein anheben.“