Invasionstruppen bombardieren Til Temir

Die türkisch-islamistischen Invasionstruppen versuchen nach wie vor, ihre Besatzungszone in Nordostsyrien auszuweiten. Die vorwiegend von christlichen Suryoye besiedelte Stadt Til Temir wird mit schwerer Artillerie bombardiert.

Wie vor Ort berichtet wird, hat auf Til Temir (Tell Tamer) eine massive Angriffswelle eingesetzt. Vor allem das Dorf Um Hermel in der vorwiegend von christlichen Suryoye besiedelten Stadt in Nordostsyrien liegt wieder im Visier der türkischen Armee und ihren dschihadistischen Proxy-Truppen der sogenannten „Syrischen Nationalarmee“ (SNA). Seit Stunden schlägt in der Ortschaft am Khabur schwere Artillerie ein.

Die Türkei zieht bereits seit Wochen große Kontingente in der Nähe von Til Temir zusammen. Auch andere Regionen, die außerhalb der angestrebten „Sicherheitszone” im Grenzstreifen liegen, werden nahezu pausenlos angegriffen. An der Kreuzung zwischen Ain Issa und Til Temir haben die Besatzungstruppen ihre Stellungen bereits massiv ausgebaut und entlang des internationalen Verkehrswegs M4 militärische Versorgungswege errichtet. Dies widerspricht zwar den zuvor mit Russland getroffenen Vereinbarungen, nach denen sich die Besatzungstruppen von der strategisch wichtigen Straße M4 hätten zurückziehen müssen. Allerdings fand dieser offensichtliche Bruch des Abkommens unter den Augen russischer Truppen statt. Sollte die 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernte Verbindungsstraße, die von Aleppo über Hesekê nach Südkurdistan bzw. den Nordirak führt, der Türkei in die Hände fallen, ist der letzte Versorgungsweg für Rojava gekappt - und für die Türkei und ihre islamistischen Milizen der Weg tiefer ins Inland offen.

Zahl besetzter christlicher Dörfer ungewiss

In Til Temir sorgen unterdessen neben den 2011 gegründeten Nattoreh (Naṭore d'Tel Tamer Ashoraye) der Militärrat der Suryoye und die Khabur-Wächter nach wie vor für die Sicherheit der Bevölkerung. Sie haben Mitglieder aus allen christlichen Konfessionen und verteidigen die Region gegen die Besatzer. Anfang Dezember erklärte die Khabur-Kommandantin Madeleine Khamis, dass in Til Temir bereits 70 christliche Dörfer durch die türkisch-dschihadistischen Invasionstruppen besetzt wurden. Mittlerweile dürfte die Zahl weit höher liegen.

Türkei setzt konkrete Schritte für Annexion

Nach der durch Russland und die USA abgesegneten Besetzung von Serêkaniyê und Girê Spî (Tall Abyad) will die Türkei ihr Besatzungsregime in den selbstverwalteten Gebieten Nord- und Ostsyriens auf alle anderen Städte an der Grenzlinie ausdehnen, um das eigentliche Ziel hinter dem geforderten Rückzug der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) umzusetzen: die Ansiedlung syrischer Flüchtlinge aus der Türkei und ihrer islamistischen Hilfstrupps im Grenzstreifen. Von dort sind seit Beginn des Angriffskrieges des Nato-Partners Türkei am 9. Oktober mehr als 300.000 Menschen von ihren angestammten Wohnorten in Rojava gewaltsam vertrieben worden. Die Türkei setzt mit ihrem Völkerrechtsbruch konkrete Schritte in Richtung einer Annexion Nord- und Nordostsyriens, um ihre Staatsgrenzen auszuweiten. Auf Seiten der internationalen Staatengemeinschaft blieb es bislang allerdings nur bei Lippenbekenntnissen und leeren Versprechungen, die letztlich nur der Beschwichtigung der kritischen Öffentlichkeit dienten. Konkrete Schritte, um den völkerrechtswidrigen Angriff zu beenden, wurden nicht eingeleitet.