Historische Stätten in Efrîn geplündert und verwüstet
Im besetzten Efrîn wurden an über 60 archäologischen Stätten Raubgrabungen durch die Besatzungstruppen durchgeführt und die Orte mit Baumaschinen verwüstet.
Im besetzten Efrîn wurden an über 60 archäologischen Stätten Raubgrabungen durch die Besatzungstruppen durchgeführt und die Orte mit Baumaschinen verwüstet.
Nach aktuellen Berichten der Direktion für historische Stätten von Efrîn wurden in der von der Türkei und ihren Söldnertruppen besetzten kurdischen Region in Nordwestsyrien über 60 historische Stätten geplündert. Allein im Jahr 2021 wurden auf 15 Siedlungshügeln Grabungen mit Baumaschinen durchgeführt. Bereits bei der Invasion war der Ischtar-Tempel von Ain Dara durch einen türkischen Luftangriff zerstört worden. Unter den zerstörten und geplünderten Orten befindet sich von der UNESCO anerkanntes Weltkulturerbe.
„Der türkische Staat versucht, die Geschichte zu vernichten“
Der Ko-Vorsitzende der exilierten Direktion für historische Stätten in Efrîn, Selah Sîno, sieht in den Zerstörungen und Plünderungen eine geschichtspolitische Strategie: „Der türkische Staat versucht, die Geschichte zu vernichten. Er will der Region sein eigenes Verständnis von Geschichte aufdrücken und die Realitäten verdrehen. Es geht dem türkischen Staat um die osmanische Geschichte, die er Efrîn aufzwingen will. Er verletzt dabei das Haager Abkommen von 1954. Das Völkerrecht wird verletzt, aber niemand sagt etwas.“
Nebi Huri mit Baggern verwüstet
Sîno bringt im Gespräch mit der nordsyrischen Nachrichtenagentur ANHA einige Beispiele für die Zerstörungen zur Sprache: „Im Gebiet Nebi Huri fanden Grabungen mit Baggern und Baumaschinen statt. Der von Nebi Huri 650 Meter entfernte römische Friedhof wurde ausgegraben und geplündert. 2019 wurde ein Mosaik aus Nebi Huri herausgerissen und auf Schmuggelwegen außer Landes gebracht. Die Direktion historischer Stätten von Efrîn hat dieses Verbrechen dokumentiert.“
Das Mausoleum des Nebi Huri („Prophet Huri“), der als wunscherfüllender Sufi sowohl von Muslimen als auch Christen verehrt wird, befindet sich außerhalb der Stadtmauer der hellenistischen Stätte von Kyrrhos, die im heutigen Şera bei Efrîn im Gebiet des Çiyayê Kurmênc (Dschabal al-Akrad, dt. Berg der Kurden) liegt. Die Provinzstadt wurde durch Antigonos I. Monophthalmos um 300 v. Chr. durch die Seleukiden gegründet.
In byzantinischer Zeit war Kyrrhos Hauptstadt der Provinz Kyrrhestike in der Diözese des Ostens. Unter Bischof Theodoret wurde die Stadt zu einem beliebten Ziel von Pilgerfahrten. Der Mazar an-Nabi Huri genannte Turmbau aus dem 2. oder 3. Jahrhundert galt noch bis vor der türkischen Invasion Efrîns als bedeutendes Pilgerziel. Im Westen grenzt der einstige römische Friedhof an Nebi Huri, der mit teilweise aufwendig gestalteten Grabsteinen als islamische Begräbnisstätte genutzt wurde. In islamischer Zeit wurde das Mausoleum mit einer neuen Ursprungslegende versehen und erhielt als Anbau eine Moschee. Der Name Nebi Huri wurde von den Einheimischen im Laufe der Zeit auf das ganze Ruinengelände übertragen.
Ain Dara zerstört und geplündert
Zur Zerstörung des 3.300 Jahre alten Ischtar-Tempels von Ain Dara sagt Sîno: „Es gibt viele Aufnahmen davon. Der türkische Staat und seine Söldnertruppen haben Ain Dara zu einem militärischen Ausbildungszentrum gemacht. Niemand weiß, wohin die Statuen von Ain Dara gebracht wurden. Auf einem der höchsten Gipfel von Efrîn, dem Cindirês, wurde eine Militärbasis errichtet.“