Das Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich auch im Mittleren Osten aus. Besonders der Iran ist von der Covid-19-Pandemie betroffen – dort gibt es tausende Tote und Infizierte. In Syrien gibt es der Regierung zufolge nur einen einzigen Corona-Fall, obwohl das Land eng mit dem Iran verbunden ist und die iranischen Hisbollah-Milizen ebenso wie schiitische Pilger häufig zwischen beiden Ländern hin und her reisen. Die niedrig gehaltene Anzahl der Corona-Fälle scheint daher eher unglaubwürdig.
Zwar hatte Damaskus vergangene Woche die Schließung der Schulen und Universitäten bis zum 2. April beschlossen, alle Kultur- und Sportveranstaltungen abgesagt, die für den 13. April geplante Parlamentswahl auf Ende Mai verschoben und die Grenzübergänge mit dem Libanon und Jordanien geschlossen. Der internationale Flughafen Damaskus wurde allerdings erst am Wochenende nach dem Eintreffen eines letzten Fluges aus Moskau für den kommerziellen Auslandsverkehr gesperrt. Inlandsflüge starten weiterhin, und auch die Reisefreiheit ist noch in Kraft. Anders als in den selbstverwalteten Gebieten in Nord- und Ostsyrien, wo schon länger Grenzübergänge geschlossen sind und Maßnahmen wie Ausgangssperren gelten, um eine Einschleppung des Coronavirus zu verhindern.
Vor diesem Hintergrund ruft der Demokratische Syrienrat (MSD) die Regierung in Damaskus auf, konsequente Schutzmaßnahmen einzuführen und Beschränkungen des täglichen Lebens zu verschärfen. Alle Grenzen müssten versiegelt und ausnahmslos alle Flüge abgesagt werden. Die Vereinten Nationen werden aufgerufen, ihre Verantwortung für die Schutzsuchenden in den Lagern und an den Grenzen zu erfüllen. Die Hilfsleistungen dürften nicht unterbrochen werden, fordert der MSD. Weiter heißt es: „Dass einige Grenzen zu den Nachbarländern immer noch offen und die Flughäfen in Betrieb sind, stellt insbesondere aufgrund der schnellen Verbreitung des Virus im Iran eine Bedrohung für die Menschen in Syrien dar. Es wurde immer wieder klargestellt, dass das Virus bereits während seiner Inkubationszeit von zwei Wochen ansteckend ist und solche Fälle gar nicht festgestellt werden.” Syriens Regierung versucht zu vermitteln, dass sie alles im Griff hat. Im Staatsfernsehen werden Bilder gezeigt, wie das Flughafengebäude in Damaskus und Flugzeuge desinfiziert werden. Ankommenden wird die Körpertemperatur gemessen, außerdem werden Wärmebildkameras vorgeführt. Das reiche nicht aus.
Der MSD warnt außerdem vor einer Verbreitung des Coronavirus in der türkischen Besatzungszone Nordsyriens. Die Türkei habe keinerlei Maßnahmen zur Prävention dort ergriffen und sogar das Wasser für die Region Hesekê abgestellt, was ein großes hygienisches Problem für die Region darstellt und der Verbreitung des Virus förderlich ist.
Weiter weist der MSD darauf hin, dass immer noch zu viel Verkehr innerhalb Syriens stattfindet und so das Virus über das ganze Land verbreitet werden kann. Die Pandemiegefahr betreffe auch insbesondere die Flüchtlingslager im Norden und Osten Syriens, in denen die Menschen ohne ausreichende Hilfe auf.
Der MSD ruft Damaskus dazu auf, Kontakt mit den Gesundheitskomitees der Selbstverwaltung aufzunehmen und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und appelliert an die Vereinten Nationen, die notwendige Hilfe in ganz Syrien zu leisten.