Camp Hol: Weiteres Mordopfer entdeckt

Im Internierungs- und Flüchtlingslager Hol in Nordostsyrien ist die Leiche eines weiteren Mordopfers entdeckt worden. Seit Jahresbeginn wurden mindestens 34 Menschen im Lager ermordet.

Im Internierungs- und Flüchtlingslager al-Hol kam es zu einem weiteren Mord. Die Sicherheitskräfte haben in der 2. Sektion des Camps die Leiche des 21-jährigen Irakers Saif Abed Ajel gefunden. Der junge Mann war erschossen worden.

Dies ist der zweite Mordfall binnen weniger Tage. Am 7. März war der 16-jährige Namer Rabah Yasein mit Schüssen in den Kopf und in die Brust getötet worden. Hinter den Taten stehen mutmaßlich Strukturen des sogenannten „Islamischen Staat” (IS) im Lager. Im Camp Hol sind tausende Familienangehörige von IS-Dschihadisten interniert. Sie haben Netzwerke gebildet und ermorden und „bestrafen“ Personen, die nicht bereit sind, nach IS-Prinzipien zu leben. Viele Morde werden nicht einmal registriert, weil die Opfer umgebracht und in den Zelten vergraben werden.

Irakische Flüchtlinge werden an Rückkehr gehindert

Unter den Opfern sind viele irakische Flüchtlinge. Das ist besonders tragisch, da sie allein aufgrund der Verweigerungshaltung der irakischen Regierung, die Betroffenen zurückzunehmen, noch im Lager festgehalten werden. Die irakische Regierung fürchtet, dass sich unter den Rückkehrern IS-Dschihadisten befinden. Von den mehr als 62.000 Menschen im Camp Hol beträgt die Zahl der Menschen aus dem Irak 30.703.

Situation von Kindern besonders dramatisch

Wladimir Ivanowitsch Woronkow, stellvertretender Generalsekretär der UN-Anti-Terror-Abteilung, bat bei einem Treffen Ende Januar, die Rückkehr von 27.000 Kindern und Jugendlichen aus dem Camp Hol in ihre Heimatländer zu ermöglichen. Er erklärte: „Eines der größten Probleme der Welt heute ist die schreckliche Situation, in der sich Kinder im Camp Hol befinden.“ Die Kinder werden von den IS-Familien in die Ideologie des IS indoktriniert. Die internationale Gemeinschaft nimmt es sehenden Auges in Kauf, dass hier eine neue Generation von IS-Dschihadisten heranwächst.

Neue „Hauptstadt“ des IS

Das Camp Hol im syrisch-irakischen Grenzgebiet ist so groß wie eine Stadt und gilt als Brutstätte des IS. In dem Lager leben derzeit mehr als 62.000 Menschen aus mehr als 50 verschiedenen Ländern, darunter etwa 31.000 irakische und weitere 22.000 syrische Staatsangehörige. Bei tausenden Bewohnerinnen und Bewohnern von Hol handelt es sich um IS-Anhänger oder ehemalige Mitglieder, die im Zuge der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen worden waren. Rund 93 Prozent aller Menschen im Lager sind Frauen und Kinder. Die Verhältnisse sind aufgrund der ausbleibenden Hilfe von der Staatengemeinschaft katastrophal, die medizinische Versorgung ist miserabel. Nur wenige Internierte sind bisher in ihre Heimatländer zurückgeführt worden.