Camp Hol: Zwei Morde an einem Tag
Im nordostsyrischen Camp Hol sind innerhalb von 24 Stunden zwei Flüchtlinge von Unbekannten getötet worden. Seit Anfang des Jahres wurden bereits über 20 Menschen in dem Lager ermordet.
Im nordostsyrischen Camp Hol sind innerhalb von 24 Stunden zwei Flüchtlinge von Unbekannten getötet worden. Seit Anfang des Jahres wurden bereits über 20 Menschen in dem Lager ermordet.
Im Camp Hol im Nordosten von Syrien sind am Sonntag zwei Flüchtlinge von Unbekannten ermordet worden. Bei den Opfern handelt es sich um den Iraker Suleiman Khalif Raja (26) und den Syrer Ammar Issa, teilten innere Sicherheitskräfte mit. Ersterer wurde mit Schüssen in den Kopf, Brustbereich und Bauch getötet. Das zweite Todesopfer starb durch einen Kopfschuss. Seit Anfang des Jahres wurden in dem Lager mindestens 23 Menschen ermordet. In allen Mordfällen vermutet der Asayîş Attentäter der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). Zuvor war am Freitag die Leiche des 30 Jahre alten irakischen Flüchtlings Farouk Khalaf Hardan in Hol gefunden worden.
Camp Hol liegt rund 45 Kilometer östlich der Stadt Hesekê. Derzeit beherbergt die Zeltstadt gut 61.000 Personen aus mehr als 50 verschiedenen Ländern, darunter rund 31.000 Menschen aus dem Irak und weitere knapp 22.000 syrische Staatsangehörige. Bei einem Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner von Hol handelt es sich um IS-Anhänger oder ehemalige Mitglieder, die im Zuge der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen wurden. Nur wenige Internierte sind seitdem von ihren Heimatländern zurückgeführt worden. Die nordostsyrische Autonomieverwaltung ist angesichts der Massen, türkischen Angriffsdrohungen und Aktivitäten von IS-Schläfermilizen überfordert.
UN fordern Länder zur Rückführung von Kindern auf
Ende Januar haben die Vereinten Nationen die internationale Staatengemeinschaft aufgefordert, wenigstens ihre Verantwortung für die Kinder im Camp Hol wahrzunehmen und sie in ihre Heimatländer zurückzuholen. Die 27.000 Minderjährigen im Lager, viele von ihnen unter zwölf Jahren, seien anfällig für die Ausbeutung durch den IS und eine Radikalisierung, sagte der Chef des UNO-Büros für Terrorismusbekämpfung, Wladimir Woronkow. Die Verantwortung für die Kinder liege nicht bei Syrien oder den Kräften, welche Hol und andere Camps in der Region kontrollieren, sondern bei ihren Heimatländern. Sicherheitsbedenken, die gegen Entscheidungen für Rückführungen von den Staaten herangezogen würden, seien unbegründet. Das hätten die bisherigen Erfahrungen mit zurückgeführten Menschen aus Camp Hol gezeigt, so Woronkow.