Irakischer Flüchtling in Camp Hol enthauptet
Im nordostsyrischen Lager Hol ist ein irakischer Schutzsuchender enthauptet worden. In dem Lager kommt es immer wieder zu Morden und Anschlägen. Oftmals handelt es sich bei den Täter*innen um IS-Frauen.
Im nordostsyrischen Lager Hol ist ein irakischer Schutzsuchender enthauptet worden. In dem Lager kommt es immer wieder zu Morden und Anschlägen. Oftmals handelt es sich bei den Täter*innen um IS-Frauen.
Im Lager Hol (al-Haul) im Nordosten von Syrien haben Sicherheitskräfte am Samstag die Leiche eines irakischen Flüchtlings entdeckt. Der 40-jährige Mann wurde nach Angaben des Asayisch enthauptet, Kopf und Torso seien in zwei verschiedenen Abschnitten des Camps gefunden worden. Noch ist beziehungsweise sind der oder die Täter unbekannt, der Asayisch ermittelt in Richtung IS-Strukturen. In Hol kommt es immer wieder zu Morden und Anschlägen. Oftmals handelt es sich bei den Täter*innen um IS-Frauen. Die Dschihadistinnen haben einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Menschen für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Mit einer „Religionspolizei” (Hisba) versuchen die IS-Anhängerinnen, ihre tyrannische Herrschaft im Lager aufrechtzuerhalten.
Etwa 45 Kilometer östlich der Stadt Hesekê liegt das Camp Hol. Die Zeltstadt wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Mit Beginn der Syrienkrise besetzte der „Islamische Staat” (IS) das Camp und machte es zu einer wichtigen Einrichtung seiner Schreckensherrschaft. Im Oktober 2015 wurde es von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) befreit und befindet sich seither unter der Kontrolle der Selbstverwaltung. Derzeit beherbergt Camp Hol etwa 60.000 Personen aus mehr als 50 verschiedenen Ländern, darunter tausende IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz von den QSD aufgegriffen wurden.
Sechs Morde an zwei Tagen
In der ersten Januar-Woche waren in Camp Hol innerhalb von zwei Tagen sechs Schutzsuchende ermordet worden. Camp-Verantwortliche vermuten auch in diesen Fällen Zellenstrukturen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). Die drei syrischen und drei irakischen Flüchtlinge waren mit Kopfschüssen hingerichtet worden. Bislang konnte die Untersuchungskommission der inneren Sicherheitskräfte die Täter nicht ermitteln. Das in vielen Bereichen kaum kontrollierbare Lager Hol ist so groß wie eine Stadt und hat den Ruf, die neue Hauptstadt des IS zu sein. Die dortige Situation hängt mit der fehlenden Bereitschaft zu internationaler Unterstützung für die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens und den permanenten Angriffen der Türkei zusammen. Der türkische Geheimdienst MIT unterstützt die dschihadistischen Strukturen im Camp und hat einigen IS-Frauen bereits zur Flucht verholfen.