„Angriffe in Deir ez-Zor richten sich gegen die ganze Region“

Hogir Cizîrî vom Militärrat Deir ez-Zor spricht von einer Koordinierung des Assad-Regimes mit der Türkei bei den Angriffen auf Nord- und Ostsyrien.

Hogir Cizîrî, Mitglied des Militärrats von Deir ez-Zor

Seit dem 7. August greifen syrische Regimetruppen und die regimetreue Söldnertruppe Difa al-Watani die selbstverwaltete Region Deir ez-Zor an. Dabei wurden bisher über ein Dutzend Zivilist:innen getötet. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und insbesondere der in den QSD organisierte Militärrat von Deir ez-Zor erwiderten die Angriffe und konnten die Angreifer immer wieder zurückschlagen.

Angriff wurde in aller Härte erwidert

Im ANF-Gespräch äußerte sich Hogir Cizîrî vom Militärrat von Deir ez-Zor zu den Entwicklungen in der Region. „Wir hatten zuvor Informationen erhalten, dass einige mit dem Regime in Damaskus verbundene Gruppen einen Angriff vorbereiteten“, so Cizîrî. „Es gab Informationen, dass diese Söldnergruppen versuchten, um Abu Hamam und den Euphrat herum Fuß zu fassen. Am 7. August starteten diese Gruppen mit Unterstützung von Schläferzellen und Damaskus-treuen Kräften einen Großangriff in der Region Deir ez-Zor östlich des Euphrat. Selbstverständlich wurden diese Angriffe in aller Härte erwidert. Die QSD versetzten den Angreifern schwere Schläge. Zwei unserer Freunde sind bei diesen Angriffen gefallen. Aber die Angriffe der Regimetruppen mit schweren Waffen auf zivile Gebiete gehen weiter. Auch Zivilpersonen sind bei den Angriffen gestorben. Als Reaktion auf die Angriffe und natürlich als Rache für die getöteten Zivilistinnen und Zivilisten wurden drei Aktionen gegen Difa al Watani durchgeführt. Diese Aktionen brachen die Regimetruppen.


Eigene politische Lösung innerhalb Syriens notwendig

Die Angriffe gehen aber nicht nur von diesen Söldnergruppen aus. Dahinter stehen auch einige Regionalmächte. Staaten wie der türkische Staat sind an diesen Angriffen beteiligt. Ihr Ziel ist es, die Region als Ganzes zu destabilisieren, indem sie diese ins Chaos stürzen. Wir werden jedoch immer ein Schutzschild der Menschen hier gegen alle Angriffe sein und wir werden jedem Feind, der die Stabilität und Sicherheit der Region angreift, weiterhin schwere Schläge versetzen. Unsere Antwort an das Regime, seine Söldner und Difa al-Watani auf diesen Angriff war eindeutig. Die Menschen hier müssen aufmerksam bezüglich Täuschungen und Komplotten sein. Sie sollten nicht zulassen, dass diese Söldnergruppen ihre Ziele erreichen. Die Menschen in Syrien haben zwölf Jahre lang schlimme Massaker erlebt. Sie waren heftigen Angriffen ausgesetzt. Daraus ziehen vor allem die Regionalmächte und die Söldner ihren Profit. Deshalb müssen die Menschen in Syrien selbst eine politische Lösung finden.“

Deir ez-Zor ist von großer strategischer Bedeutung

Cizirî wies darauf hin, dass Deir ez-Zor eine wichtige strategische Bedeutung habe und deswegen im Fokus der Angriffe stehe: „Deir ez-Zor ist eine reiche Region. Sie ist reich in Bezug auf die Vielfalt ihrer Sozial- und Stammesstruktur sowie durch ihre Bodenschätze. Alle versuchen daher, die Stammesstruktur von Deir ez-Zor für ihre Interessen zu nutzen. So wurden von den angreifenden Kräften Organisationen gebildet, die behaupten, für die Stämme zu agieren. Es wird versucht ein Bild zu erzeugen, dass die QSD gegen Stammesstrukturen in der Region seien und diese Strukturen in der Region zerstören wollten. So sollen die Stämme der Region gegen die QSD aufgebracht werden.

Deir ez-Zor befindet sich außerdem in einem strategischen Dreieck. Es liegt an der irakischen Grenze und auch nach Jordanien ist es nicht weit. Es hat auch eine strategische Straßenverbindung zum Libanon und nach Israel. Dies ist ein weiterer Grund, warum viele Mächte versuchen, diese Situation auszunutzen. Sie wollen mit diesen Angriffen auch die QSD schwächen und sie als eine Kraft darstellen, die ihr Volk nicht verteidigen kann. Aber mit der Erwiderung der Angriffe wurde einmal mehr deutlich gemacht, dass die QSD eine erfahrene und professionelle militärische Kraft sind. Sie können ihr Volk verteidigen und haben auch die Erfahrung und die Kraft, massiv gegen den Feind vorzugehen.

Sie werden weiter harte Antworten erhalten

Die Angriffe auf Deir ez-Zor sind kein Novum. Ein ähnlicher Angriff hat bereits zuvor stattgefunden. Bei dem ersten Angriff war die Haltung der Stämme von Deir ez-Zor klar, und auch bei diesem Angriff haben die Stämme und das Volk ihre Haltung gegenüber diesen Gruppen deutlich gemacht. Beim ersten Angriff gaben die Stämme diesen Gruppen eine klare Antwort: ‚Wir sind hier als Stämme und haben nichts mit diesen Gruppen zu tun.‘ Diese Gruppen spielen das Spiel des türkischen Staates und des Regimes in Damaskus und wollen auf diese Weise Chaos in der Region stiften. Dieser Plan bezieht sich nicht nur auf Deir ez-Zor. Es geht um die ganze Region. Das sagen die Aggressoren selbst in ihren Erklärungen. Sie sagen, dass sie von Deir ez-Zor bis Qamişlo marschieren werden. Wenn wir genau hinschauen, beginnen jedes Mal, wenn es Angriffe auf Deir ez-Zor gibt, gleichzeitig Angriffe auf Minbic und Til Temir. In diesem Sinne sind diese Angriffe umfassend. Es werden alle Mittel eingesetzt, um diese Ziele zu erreichen. Wenn die Angriffe erfolgreich gewesen wären, hätten die Angreifer weitergemacht. Doch jedes Mal, wenn sie eine harte Antwort erhalten, sind sie gezwungen, sich zurückzuziehen. Die Stämme und ihre Anführer haben bereits in Erklärungen klar ihre Haltung gegen sie zum Ausdruck gebracht. Diese klare Haltung sorgt dafür, dass all diese Kräfte zum Scheitern verurteilt sind.

Die Stämme haben gezeigt, wo sie stehen

Wie wir eingangs sagten, handelt es sich um gekaufte Kräfte, die gegen das Volk agieren. Ibrahim Nafil ist ein Beispiel dafür. Er sollte diese Pläne gegen die Stämme anführen, aber die Bevölkerung und die führenden Stämme von Deir ez-Zor haben dieses Spiel nicht mitgespielt. Sie haben ihn nicht akzeptiert. Daher sind auch diese Pläne gescheitert. Vielmehr zeigte die Haltung und Einstellung der Stämme in Raqqa, Deir ez-Zor und anderen Regionen, wo und auf welcher Seite sie stehen. Bei dem Angriff vor einem Jahr gab es im Vorfeld eine intensive Propagandakampagne. Dazu wurden insbesondere Medienorgane, die der Regierung in Damaskus und dem türkischen Staat nahestehen, genutzt. Interessanterweise begannen die Türkei und das Regime, die seit zwölf Jahren aggressiv gegeneinander vorgehen, zur gleichen Zeit und auf die gleiche Weise über Deir ez-Zor zu publizieren. Dies offenbart den dahinterstehenden Plan.

Es gibt Schläferzellen

Der erste Angriff wurde von Gruppen durchgeführt, die von der anderen Seite des Flusses auf unsere Seite gelangt waren. Aber beim letzten Angriff gelang das niemandem. Da unsere Truppen bereit waren, haben sie alle Versuche überzusetzen, mit zurückgeschlagen. An einigen Stellen kam es zum Nahkampf. Zwei unserer Freunde sind gefallen. Die Söldner haben Schläferzellen auf unserer Seite. Die meisten von ihnen sind Verwandte. Auf dieser Seite des Wassers und auf der anderen Seite gibt es Leute aus demselben Stamm. Der Al-Shaitat-Stamm hat Dörfer auf dieser und auf der anderen Seite des Flusses. Menschen aus diesem Stamm haben versucht, einige Dinge unter dem Deckmantel der Verwandtschaft zu tun. Einige von ihnen wurden mit Geld gekauft. Diejenigen, die mit Geld gekauft worden waren, merkten, nachdem sie ihr Geld erhalten hatten, dass sie keinen Erfolg haben konnten und liefen davon. Die Menschen akzeptierten sie nicht und ließen sie nicht gewähren. Die Bevölkerung selbst erklärte, dass sie diese Leute nicht in der Region haben wollten, dass sie sich für Geld verkauften und dass sie ständig für Chaos in der Region sorgten. Deshalb wollten sie, dass sie das Gebiet verlassen. Die Menschen hier stehen bis zum Schluss hinter ihrer Selbstverteidigungskraft. Wenn wir um Hilfe bitten, helfen sie uns bis zum letzten. Sie haben Vertrauen in die QSD, denn sie wissen, dass die QSD sie vor dem IS gerettet haben. Im Jahr 2014 verübte der IS ein großes Massaker im Dorf al-Shaitat. Es waren die QSD, die den Ort vom IS befreit haben. Die Menschen in al-Shaitat haben damals geholfen und helfen auch heute noch auf dieselbe Weise. Denn sie glauben an die QSD. So wie sie damals vor der Finsternis der IS gerettet wurden, wissen sie, dass sie heute auf die gleiche Weise vor allen Angriffen geschützt werden.“