Selbstverwaltung verurteilt Massaker in Deir ez-Zor

In Deir ez-Zor haben bewaffnete Gruppierungen des syrischen Sicherheitsapparats zwei Dörfer angegriffen und elf Menschen ermordet, darunter sechs Kinder. Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien äußerte sich entsetzt über das Massaker.

Eskalation in Ostsyrien

Bei Angriffen syrischer Regimetruppen auf Dörfer in Deir ez-Zor sind nach Angaben der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) mindestens elf Menschen ermordet worden. Unter den Opfern seien auch sechs Kinder, darunter ein wenige Monate altes Baby, teilte das multiethnische Militärbündnis in einer Mitteilung mit und sprach von einem „weiteren Massaker der syrischen Streitkräfte“. Auch die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) verurteilte die Angriffe als „Massaker“ und forderte das Regime von Baschar al-Assad auf, die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung umgehend zu beenden.

Kollaborative Praxis

„Das Regime unterstützt Söldnergruppen und inszeniert in Zusammenarbeit mit der Türkei und anderen regionalen Kräften Konflikte in Deir ez-Zor, um Chaos zu stiften und die Bemühungen um Stabilität und die Förderung des Friedens zu untergraben“, erklärte die DAANES. Man sei entsetzt über den schockierenden Ausbruch tödlicher Gewalt in der Region und befürchte, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen könne, da sich einige der Verletzten in kritischem Zustand befänden. Darüber hinaus komme es auch jetzt noch zu Beschuss.

„Der Wille der Bevölkerung in Deir ez-Zor ist stärker als die Pläne, die darauf abzielen, ihre Werte zu zerstören“, betonte die DAANES in ihrer Erklärung. „Es steht außer Frage, dass wir gemeinsam mit der Bevölkerung vorgehen werden gegen diese altbewährte Politik der Aggression, die ganz im Sinne der Forderungen des türkischen Staates umgesetzt wird, unser Volk zu vernichten.“ Den Familien der Getöteten in Deir ez-Zor sprach die Autonomieverwaltung ihr tiefstes Mitgefühl aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung.

Nächtlicher Angriff

Die Angriffe im Kanton Deir ez-Zor erfolgten in der Nacht zum Freitag und trafen die Ortschaften al-Dahla und Jadeed Bakkarah. Verantwortlich sind neben regulären Regierungstruppen sowie Mitgliedern der Regimemiliz Difa al-Watani auch pro-iranische Söldner und arabische Stammesangehörige, die ihre Opfer im Morgengrauen aus einem vom syrischen Regime kontrollierten Gebiet am Westufer des Euphrat mit Raketen und Granaten attackierten. „Alle Geschosse schlugen in zivilen Wohnhäusern ein“, erklärten die QSD.

Schon in den vorigen Tagen kam es im östlichen Umland von Deir ez-Zor zu tödlichen Angriffen aus der Regimezone, die zwei Todesopfer und sieben Verletzte forderten. Die QSD reagierten mit Gegenangriffen, die wiederum zu Verlusten bei den Angreifern führten. Die Nachrichtenagentur North Press berichtete indes von einer „Massenflucht“ infolge der Gewalt der Regimetruppen in die syrische Wüste.

Parallelen zu Großangriff von 2023

Der Angriff in Deir ez-Zor weist Parallelen zu den Geschehnissen im September vergangenen Jahres auf, als bewaffnete Gruppen, die dem Sicherheitsapparat der syrischen Führung in Damaskus angehören, darunter auch pro-iranische arabische Stammeskämpfer, in die selbstverwalteten Gebiete der Region eingesickert waren, um Chaos zu stiften. Wochenlang waren Teile von Deir ez-Zor Schauplatz von Gefechten gewesen, die Dutzende Menschenleben forderten. Neben 25 Kämpfer:innen der QSD waren damals auch neun Zivilist:innen ums Leben gekommen.