Vorstandsmitglieder der Gewerkschaft der Journalisten in der Türkei (TGS) besuchen ihre inhaftierten Kolleg*innen. Auch die kurdische Malerin und ehemalige Korrespondentin der inzwischen verbotenen Frauennachrichtenagentur JinHa, Zehra Doğan, wurde im Gefängnis von Amed besucht.
Im Gespräch teilte die Journalistin mit, sie müsse noch etwa elf Monate im Gefängnis bleiben. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustands in der Türkei hätten sich die Haftbedingen sehr verschlechtert. Sie selbst sei mit 15 weiteren Frauen in einer Zelle untergebracht: „Wir haben ein kurdisches Lied gesungen. Die Gefängnisleitung hat es als Parolenrufe ausgelegt und uns alle mit Disziplinarstrafen belegt. Aus diesem Grund werden mir seit zwei Monaten keine Briefe ausgehändigt.“
Auch die ihr zugesandten Malutensilien seien ihr nicht ausgehändigt worden, teilt die Malerin mit: „Ich versuche jetzt mit anderen Methoden, Bilder zu malen. Da ich kein Zeichenpapier habe, male ich auf Zeitungen. Für die Farben benutze ich Kräuter, Früchte und manchmal Blut. Die Gefängnisverwaltung nennt meine Bilder gefährlich. Wie kann man es als gefährlich ansehen, wenn aus zerstampften Kräutern eine Farbe hergestellt wird? Ungefähr zwanzig Bilder, die ich auf Zeitungen und Milchkartons gemalt habe, sind beschlagnahmt worden. Angeblich sind sie vernichtet worden. Warum werden meine Bilder vernichtet? Wenn sie die Ordnung der Anstalt stören, müssen sie aufbewahrt und mir bei meiner Entlassung ausgehändigt werden. Außerdem haben wir das Problem, dass wir überhaupt keine Bücher erhalten. Angeblich besteht die Gefahr einer heimlichen Kommunikation.“
Im Gefängnis könne sie Cumhuriyet und Evrensel lesen, ab und zu kämen auch andere Zeitungen. Ihre Kolleg*innen draußen ruft Zehra Doğan dazu auf, unzensiert und angstfrei weiter zu schreiben: „Im Gefängnis wird dem Menschen der Wert wirklichen Journalismus‘ stärker bewusst. Wir können hier besser erkennen, welch schwere Arbeit wirkliche Journalistinnen und Journalisten machen. Sie können jederzeit getötet oder verhaftet werden. Für uns Gefangene ist es wie ein Gottesdienst, realistische Nachrichten zu lesen. Wir lesen sie uns gegenseitig laut vor. In solchen Momenten herrscht Schweigen, alle konzentrieren sich nur auf den Inhalt. Wirkliche Zeitungen und wirkliche Journalist*innen sind sehr wertvoll.“