„Yeni Yaşam“-Korrespondent wegen Terrorvorwürfen verhaftet

Der Korrespondent der pro-kurdischen Zeitung Yeni Yaşam, Ibrahim Karakaş, ist wegen Terrorvorwürfen in der Türkei verhaftet worden. Regierungsnahe Blätter wie die Sabah, bekannt für hybride Kriegsführung, verbreiten bereits Desinformationen.

Ein Gericht in Adana hat Untersuchungshaft gegen den kurdischen Journalisten Ibrahim Karakaş angeordnet. Der Korrespondent der Zeitung Yeni Yaşam (deut. Neues Leben) wird der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ beschuldigt. Karakaş hatte sich am Mittwoch im Zuge einer Vorladung zur Vernehmung in den Justizpalast Adana begeben und war daraufhin festgenommen worden. Am Freitag wurde er verhaftet. Welche Anschuldigungen gegen den Journalisten konkret vorliegen, war zunächst unklar, da sein Rechtsbeistand noch keine Akteneinsicht bekommen hat. Das regierungsnahe Blatt Sabah allerdings, bekannt für hybride Kriegsführung, zitiert bereits aus der Akte und macht die Sichtweisen der Behörden sichtbar. „Lügen, Fälschungen und Manipulation – es gibt keine Desinformation, die sie ausgelassen haben”, schreibt Yeni Yaşam.

Es fängt schon damit an, dass behauptet wird, der seit einem Monat „gesuchte“ Ibrahim Karakaş sei im Zuge einer „äußert erfolgreichen Antiterror-Operation dingfest gemacht” worden. Laut Auffassung der Staatsanwaltschaft soll er sich 2016 das ganze Jahr über in einem „PKK-Camp“ in Südkurdistan aufgehalten haben – „als Funker und persönlicher Fotograf von KCK-Exekutivratsmitglied Duran Kalkan“. Karakaş arbeitete damals für die Zeitung Özgür Gündem (Freie Tagesordnung). Die Zeitung war eine der wenigen in der Türkei, die ausführlich über die Folgen des Krieges der AKP-Regierung in den kurdischen Siedlungsgebieten berichtete. Im selben Jahr wurde Özgür Gündem im Zuge des angeblichen Putschversuchs per Dekret verboten. Um das Verbotsverfahren abzuwenden, hatte die Zeitung zwischen Mai und August die Solidaritätskampagne „Bereitschaftsjournalismus” initiiert.

Karakaş beteiligte sich an der Kampagne, hielt sich also nachweislich nicht außerhalb des Landes auf. Zudem wurde er am 16. August 2016 zusammen mit 22 Kolleginnen und Kollegen bei einer Razzia in den Redaktionsräumen festgenommen. Wann das Verfahren gegen den Journalisten beginnt, ist noch nicht abzusehen. Die Staatsanwaltschaft in Adana hat noch keine Anklage erhoben.