Razzia bei Journalist Oktay Candemir in Wan

Der kurdische Journalist Oktay Candemir ist in Wan festgenommen worden. Dem 44-jährigen ehemaligen ANF-Korrespondenten wird „Terrorpropaganda“ vorgeworfen.

Der Journalist Oktay Candemir ist am Montag im nordkurdischen Wan (türk. Van) festgenommen worden. Die Festnahme erfolgte laut Polizeiangaben auf Grundlage einer Fahndungsausschreibung im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen „Propaganda für eine Terrororganisation“. Wie es heißt, stehen die Ermittlungen im Zusammenhang mit Artikeln und Beiträgen des Journalisten in den sogenannten sozialen Medien. Candemir wird seit Stunden wegen seiner journalistischen Aktivitäten im Polizeipräsidium Wan verhört. Zwei weitere Verfahren wegen „Panikmache“ aufgrund eines Berichts über unzureichende Corona-Maßnahmen und „Volksverhetzung“ wegen Kritik an der Regierung sind noch anhängig.

Seit knapp zwei Jahrzehnten arbeitet Oktay Candemir als Journalist, unter anderem für die 2016 per Notstandsdekret verbotene kurdische Nachrichtenagentur DIHA. Auch für ANF war er lange Jahre als Korrespondent tätig. Immer wieder geriet er dabei ins Visier der Sicherheitsbehörden. So wurde er bereits über 40 Mal in den letzten vier Jahren zur Polizei vorgeladen, außerdem musste er sich bereits mit mehr als zwei Dutzend Ermittlungsverfahren auseinandersetzen. Dreimal wurde er bei Razzien festgenommen und nur gegen Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt. Seit Anfang 2018 muss er sich wöchentlich bei den Behörden melden. Ein Jahr saß er in verschiedenen Gefängnissen in Untersuchungshaft.