Neun Journalist:innen in Ankara verhaftet

Das Erdogan-Regime hat neun Journalist:innen als vermeintliche PKK-Mitglieder verhaften lassen. Bei den Betroffenen handelt es sich um Mitarbeiter:innen der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA). Die kurdischen Medien sollen zum Schweigen gebracht werden.

Neun der elf am Dienstag in der Türkei festgenommenen Journalist:innen sind in der vergangenen Nacht in Ankara als vermeintliche Mitglieder einer Terrororganisation verhaftet worden. Bei den Verhafteten handelt es sich um die Chefredakteurin der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), Diren Yurtsever, die MA-Korrespondent:innen Deniz Nazlım, Selman Güzelyüz, Berivan Altan, Hakan Yalçın, Emrullah Acar und Ceylan Şahinli sowie die JinNews-Korrespondentinnen Habibe Eren und Öznur Değer. Die im selben Verfahren festgenommene MA-Reporterin Zemo Ağgöz befindet sich im Mutterschutz und wurde freigelassen. Gegen den ehemaligen MA-Praktikanten Mehmet Günhan wurden Meldeauflagen verhängt, er wurde ebenfalls freigelassen.

Alle Beschuldigten sind oder waren in der Vergangenheit für das MA-Büro in Ankara tätig. Die Nachrichtenagentur berichtet häufig und detailliert über die Kriegsverbrechen der türkischen Armee durch den Einsatz von Chemiewaffen in Kurdistan. Dass Äußerungen zu diesem Thema gefährlich sind, hat zuletzt auch die Verhaftung der Präsidentin der Ärztekammer in der Türkei, Şebnem Korur Fincancı, gezeigt.

Bei der letzten großen Repressionswelle gegen kurdische Medien im Juni wurden 16 Journalist:innen in Amed (tr. Diyarbakir) verhaftet. Sie befinden sich weiterhin in Haft, ohne dass Anklage gegen sie erhoben wurde. Um die kurdischen Medien zum Schweigen zu bringen, wird den Mitarbeiter:innen in der Türkei pauschal die Mitgliedschaft in der PKK unterstellt. Vor dem Gerichtsgebäude in Ankara protestierten Journalist:innen in der vergangenen Nacht gegen die Verhaftung ihrer Kolleg:innen und riefen: „Die freien Medien lassen sich nicht zum Schweigen bringen!“