Ko-Vorsitzende von Journalistenverein DFG in Amed festgenommen

Die Ko-Vorsitzende des Journalistenvereins DFG, Dicle Müftüoğlu, ist von der türkischen Polizei in der nordkurdischen Stadt Amed festgenommen worden.

Der türkische Staat setzt seine Kriminalisierung kritischer Medienöffentlichkeit fort. Nach einer Razzia in der nordkurdischen Stadt Amed (tr. Diyarbakır) wurde die Ko-Vorsitzende des Journalistenvereins Dicle-Firat (DFG) und Redakteurin der Nachrichtenagentur Mezopotamya, Dicle Müftüoğlu, festgenommen. Die Polizei hatte die Wohnung der Journalistin gestürmt und durchsucht, Müftüoğlu aber nicht angetroffen. Sie wurde zum Verhör vorgeladen und festgenommen, als sie auf der Polizeidirektion Diyarbakır erschien. Der Anlass der Festnahme ist bisher unbekannt.

Müftüoğlu befindet sich schon länger im Fokus der türkischen Repressionsbehörden. Ende 2020 wurde sie wegen eines 2014 in sozialen Medien geteilten Fotos vom Kampf um Kobanê zu einem Jahr und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Zum damaligen Zeitpunkt war sie Chefredakteurin der inzwischen verbotenen Nachrichtenagentur DIHA. Das Gericht warf ihr dennoch „Propaganda für eine Terrororganisation“ vor. Wenige Wochen später war ein neues Ermittlungsverfahren gegen Müftüoğlu eingeleitet worden, ebenfalls wegen vermeintlicher Terrorpropaganda im Netz. In dem Verfahren geht es um ihre eigenen Berichte, die sie auf Twitter teilte.

Die Türkei nimmt in einem Pressefreiheitsranking der Reporter ohne Grenzen Platz 149 von 180 Plätzen ein. Dutzende Journalist:innen befinden sich in Haft, unzählige im Exil. Die Presse wird zum größten Teil von den Regierungsparteien kontrolliert, das Internet wird zensiert. Missliebige Journalist:innen werden verfolgt und schweben häufig in Lebensgefahr. Mehr als sechzig Medienschaffende befinden sich laut DFG derzeit im Gefängnis.