Der kurdische Journalist Sıddık Güler ist am Montag in Wan (tr. Van) verhaftet worden. Zuvor war ein Urteil des örtlichen Strafgerichts über mehr als zwei Jahre Gefängnis wegen vermeintlicher Propaganda für eine „Terrororganisation“ rechtskräftig geworden, sagte sein Anwalt. Güler war im Januar 2018 im Zusammenhang mit seiner journalistischen Tätigkeit zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, vier Monaten und drei Tagen verurteilt worden, hatte aber das Urteil angefochten. Zuletzt hatte der türkische Kassationshof seinen Revisionsantrag abgewiesen. Er wurde bereits in das Hochsicherheitsgefängnis von Van überstellt.
Sıddık Güler arbeitet seit 1998 als Journalist in der Tradition der freien kurdischen Presse. Er war Regionalkorrespondent der Zeitungen „Özgür Bakış”, „2000’de Yeni Gündem“ und „Yedinci Gündem“ in den kurdischen Provinzen und zählt zu den Mitbegründern der 2002 ins Leben gerufenen Nachrichtenagentur DIHA, die im Herbst 2016 nach dem mutmaßlichen Pseudoputschversuch in der Türkei per Notstandsdekret verboten wurde. 2013 verließ er DIHA und wurde Chefredakteur der Regionalzeitung Van Haber, gleichzeitig übernahm er den Posten des Generalsekretärs der Journalistenvereinigung Vangölü, den er bis 2015 innehatte. Zuletzt arbeitete Sıddık Güler als Chefredakteur der Onlinezeitung Serhat News.
Repression - Alltag für kritische Journalist:innen
Staatliche Repression, Anklagen und Verurteilungen wegen vermeintlicher Terrorunterstützung oder Präsidentenbeleidigung, Behinderungen bei der Recherche und Bedrohungen auf der Straße – all das gehört in der Türkei zum Alltag kritischer Journalist:innen. Wer aus den kurdischen Regionen des Landes berichtet, steht unter besonderer Beobachtung von Behörden und Justiz. Nach einem Bericht des Journalistenvereins DFG (Dicle Fırat Gazeteciler Derneği) befinden sich zurzeit mindestens 61 Medienschaffende in türkischen Gefängnissen. Damit bleibt die Türkei weltweit eines der größten Gefängnisse für kritische Presseleute.