Journalist Rojhat Doğru zu lebenslanger Haft verurteilt

Der kurdische Journalist Rojhat Doğru ist in Amed wegen Separatismus und Mordversuch zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Hintergrund sind seine Filmreportagen über die Kobanê-Proteste und aus dem Qendîl-Gebirge.

Der Journalist Rojhat Doğru ist in Amed (tr. Diyarbakir) wegen „Zerstörung der staatlichen Einheit und der Gesamtheit des Landes“ zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Zusätzlich wurde er wegen Mordversuch zu weiteren zehn Jahren und wegen Propaganda für eine terroristische Vereinigung zu über einem Jahr Haft verurteilt.

Der Angeklagte nahm an der Verhandlung nicht teil und wurde durch seinen Verteidiger Resul Temur vertreten. Das Gericht erließ Haftbefehl und ordnete eine Fahndung an. Rechtsanwalt Temur kündigte an, in Berufung zu gehen.

Hintergrund der Verurteilung waren die Proteste, die während des IS-Angriffs auf Kobanê vom 6. bis 8. Oktober 2014 stattgefunden haben und in Amed von Doğru gefilmt worden waren. Für seine Aufnahmen war Doğru 2015 von der Journalistenvereinigung im Südosten (GGC) als erfolgreichster Journalist des Jahres ausgezeichnet worden. Dem ehemaligen Kameramann von Gali Kurdistan TV wurden außerdem Beiträge in den sozialen Medien und eine Geldüberweisung ins Gefängnis vorgeworfen. Weiterer Anklagepunkt war eine Reportage aus dem Qendîl-Gebirge, bei der Doğru 2014 während der Verhandlungen über eine politische Lösung der kurdischen Frage für seinen Sender gefilmt hatte.

Rojhat Doğru war bereits 2019 für drei Monate im Gefängnis. Damals wurde ihm bewaffnete Körperverletzung während der Kobanê-Proteste vorgeworfen. Eine anhand von Aufnahmen erstellte Expertise ergab jedoch, dass er im Moment der vermeintlichen Tat keine Waffe getragen hat. Im Mai 2020 wurde er erneut verhaftet, weil er einem ehemaligen Mithäftling Geld geschickt hatte, und war zwei Monate in Untersuchungshaft. Beide Verfahren waren zusammengelegt worden.