Die Journalist:innen Elif Bayburt und Doğan Kaynak haben im Istanbuler Justizgebäude in Çağlayan Strafanzeige wegen erlittener Polizeigewalt bei der Beobachtung einer Kundgebung gestellt. Die ETHA-Korrespondentin Bayburt war bei der Aktion von Gefangenenangehörigen am 3. September im Istanbuler Stadtteil Kartal gewaltsam festgenommen worden, ihr Kollege Kaynak von der Nachrichtenagentur MA wurde von Polizisten geschlagen.
Vor dem Justizgebäude gaben Bayburt und Kaynak eine Erklärung zu ihrem Strafantrag ab. Unterstützt wurden sie dabei von Kolleg:innen, dem Journalistenverein DFG und der Journalistinnenplattform Mesopotamiens (MKGP) sowie von dem HDP-Abgeordneten Musa Piroğlu und den Gefangenenangehörigen, deren Kundgebung sie in der vergangenen Woche zwecks Berichterstattung verfolgt hatten. Die Journalist:innen und ihre Unterstützer:innen hielten Schilder in den Händen, mit denen sie auf ihr Anliegen aufmerksam machten: „Die freien Medien lassen sich nicht zum Schweigen bringen“ und „Wir machen keine Kompromisse bei der Wahrheit“.
„Wir werden weiter über den Widerstand in diesem Land berichten“
Elif Bayburt erklärte, dass sie nicht zum ersten Mal Polizeigewalt erfahren hat. Vor allem in der letzten Zeit werde massiv versucht, Journalist:innen von ihrer Arbeit abzuhalten. Die Polizei handele im Auftrag der politischen Machthaber und setze Gewalt, Drohungen und Festnahmen ein, um unabhängige Medienschaffende an der Berichterstattung zu hindern. Die Vorgänge in der vergangenen Woche seien nur ein Beispiel für die allgemeine Tendenz in der Türkei. „Dutzende unserer Kolleginnen und Kollegen sind im Gefängnis, wir sind täglich bei unserer Arbeit mit Festnahmen, Gewalt und Morddrohungen konfrontiert. Wir werden uns jedoch niemals davon einschüchtern lassen. Solange es Widerstand in diesem Land gibt, werden wir als freie Medienschaffende weiter darüber berichten“, so die ETHA-Journalistin.
Doğan Kaynak bestätigte die zunehmende Gewalt gegen Journalist:innen in der Türkei und wies darauf hin, dass auch die Angehörigen politischer Gefangener regelmäßig misshandelt werden, wenn sie auf die menschenrechtswidrigen Zustände in den türkischen Haftanstalten aufmerksam machen wollen: „In Amed sind 16 unserer Kolleginnen und Kollegen verhaftet worden, aber wir werden niemals aufgeben und wir werden weiter über das Anliegen der Mütter von Gefangenen berichten.“