Journalist Hüseyin Aykol AKP-Mitglied wider Willen
Der linke Journalist Hüseyin Aykol ist ohne sein Wissen als Mitglied der AKP geführt worden. Der 72-Jährige erfuhr erst durch einen Antrag auf eine Mitgliedschaft bei der DEM-Partei davon.
Der linke Journalist Hüseyin Aykol ist ohne sein Wissen als Mitglied der AKP geführt worden. Der 72-Jährige erfuhr erst durch einen Antrag auf eine Mitgliedschaft bei der DEM-Partei davon.
Der türkische Journalist Hüseyin Aykol ist ohne sein Wissen als Mitglied der AKP geführt worden. Der 72-Jährige erfuhr erst durch einen Antrag auf eine Mitgliedschaft bei der DEM-Partei davon. Er sei verdutzt gewesen, als ihm der Bezirksverband in Ankara-Etimesgut mitteilte: „Die Mitgliedschaft in einer anderen Partei schließt die Mitgliedschaft in der DEM aus“. Ein Blick in das System „e-Devlet“, ein Online-System für die Bereitstellung elektronischer Behördendienste, offenbarte Aykol schließlich die unerfreuliche Überraschung. Bereits Anfang des Jahres sei er in die regierende Partei von Staatspräsident Tayyip Erdoğan eingetreten. „Ich habe die Mitgliedschaft umgehend gekündigt“, so der Journalist, der nun rechtliche Schritte prüft.
Anders als in demokratischen Ländern ist es in der Türkei nicht unüblich, dass Bürgerinnen und Bürger ohne eigenes Zutun in Parteien eintreten. In der Regel werden Betroffene zu Mitgliedern der AKP gemacht, insbesondere im Vorfeld von Wahlen. Die persönlichen Daten für gefälschte Parteimitgliedschaften werden dann über korrupte Beamte in Einwohnermeldeämtern besorgt. Besonders häufig werden solche Fälle in den Hochburgen der kurdischen Opposition bekannt.
Der 1952 in Manisa geborene Hüseyin Aykol studierte zunächst Medizin und anschließend Politikwissenschaften an der Universität Ankara. Bis zum Militärputsch am 12. September 1980 arbeitete er als Übersetzer und Redakteur für den Ser-Verlag und war Mitglied der türkischen Autorengewerkschaft TYS. Aykol publizierte die Türkei-Ausgabe der in weltweit 40 Ländern erscheinenden Zeitschrift „Socialism: Theory and Practice“. Kurz nach dem Putsch wurde er verhaftet und verbrachte fast zehn Jahre seines Lebens im Gefängnis.
Nach seiner Haftentlassung widmete Aykol sich dem Journalismus in der Tradition der freien kurdischen Presse. Er ist einer von mehreren Angeklagten, die im „Özgür Gündem“-Verfahren wegen Terrorismusvorwürfen verurteilt wurden, auch erhielt er Strafen wegen vermeintlicher Präsidentenbeleidigung. Aktuell arbeitet Aykol als Chefredakteur der Yeni Yaşam, die das Nachfolgemedium der 2016 verbotenen Zeitung Özgür Gündem ist. Weitere Verfahren gegen Aykol sind anhängig.