Istanbul: Frauensolidarität mit Schutzsuchenden
Solidarische Frauen haben in Istanbul gegen die Abschiebepolitik von Schutzsuchenden aus der Türkei protestiert.
Solidarische Frauen haben in Istanbul gegen die Abschiebepolitik von Schutzsuchenden aus der Türkei protestiert.
Gestern fand im Stadtteil Şişli in Istanbul eine Protestaktion gegen die eskalierende Flüchtlingsfeindlichkeit der türkischen Regierung statt. Der Protest richtete sich gegen das Ultimatum, das nicht in Istanbul registrierten Schutzsuchenden bis zum 20. August Zeit gibt, in die Provinzen zurückzukehren, in denen sie registriert worden sind. Es finden zurzeit großangelegte Polizeiaktionen gegen Flüchtlinge in Istanbul statt, Geschäfte werden durchsucht, unregistrierte Schutzsuchende festgenommen und wiederholt auch zur „freiwilligen Ausreise“ und zur Ansiedlung im besetzten Efrîn oder in der Al-Qaida-Hochburg Idlib gezwungen.
Die Frauen stellten sich in schwarzen Trauerkleidern unter der Parole: „Wir werden zusammenleben“ gegen diese rassistische Politik. An der Aktion nahmen Frauen aus den verschiedensten Zusammenhängen teil und trugen Plakate auf Kurdisch, Türkisch und Arabisch mit Aufschriften wie: „Vergesst nicht, eines Tages können wir alle Flüchtlinge werden“, „Flucht ist ein Menschenrecht“ und „Solidarität mit den Flüchtlingen gegen den Rassismus“.
Die Aktion fand im Polizeikessel statt. Die Abgeordnete und migrationspolitische Sprecherin der Demokratischen Partei der Völker (HDP) Züleyha Gülüm hielt eine Rede, in der sie betonte, dass niemand freiwillig flieht und die rassistische Behandlung von Schutzsuchen sofort aufhören muss. „Wir wollen, dass die Schutzsuchenden hier menschenwürdig leben können, dass wir zusammenleben können“, betonte sie. „ Wir wissen, dass insbesondere Frauen im Krieg und auf der Flucht unter besonders schweren Bedingungen leben müssen. Wir wissen, dass sie jegliche Übergriffe von der Ausbeutung ihrer Arbeit bis hin zur Vergewaltigung erleben. Die Bedingungen in den Flüchtlingslagern und Siedlungen sind extrem schlecht. Ich möchte es nochmals betonen, die Abschiebepolitik muss aufhören.“ An die Regierung gewandt, erklärte sie: „Als es euch passte, da habt ihr sie als Druckmittel gegen Europa genutzt, jetzt ist das erledigt und ihr fangt an, sie zurückzuschicken? Wir stehen an der Seite der Flüchtlinge und insbesondere an der Seite der Frauen und Kinder.“ Nach der Rede fand ein Sitzstreik statt.