Die türkische Polizei ermittelt mal wieder gegen den kurdischen Journalisten Ahmet Kanbal. Dem Investigativjournalisten, der als Korrespondent für die Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA) arbeitet, werden seine Tätigkeiten im Zusammenhang mit Berichten über die illegalen Machenschaften der staatlichen Zwangsverwaltung im Rathaus der nordkurdischen Provinzhauptstadt Mêrdîn (Mardin) zur Last gelegt. Kanbal hat bereits mehrfach sexuelle Übergriffe, Korruption und Klientelismus ans Licht gebracht und gerät deshalb immer wieder ins Visier der türkischen Behörden.
Aktuell soll sich der Journalist unter anderem dafür rechtfertigen, weshalb er über die erneute Anstellung von Personen in der Stadtverwaltung berichtet hat, die vom demokratisch gewählten Oberbürgermeister Ahmet Türk nach seiner Wahl Ende März wegen Diebstahl entlassen worden waren. Nachdem Türk am 19. August durch die Regierung abgesetzt wurde, stellte der daraufhin ernannte Zwangsverwalter die zuvor entlassenen Mitarbeiter – allesamt aus dem Umfeld der AKP – wieder ein.
Der Journalist Ahmet Kanbal war nach der Absetzung von Ahmet Türk gemeinsam mit vier seiner Kolleg*innen während ihrer Berichterstattung über die Proteste gegen die Einsetzung eines Zwangsverwalters in Mêrdîn festgenommen worden. Später hatten die Journalist*innen berichtet, dass ihre Festnahme während ihrer Dokumentation von Misshandlungen an Demonstranten durch die Polizei erfolgte. Sie selbst wurden ebenfalls bei der Festnahme geschlagen: ihnen wurden die Hände auf den Rücken gefesselt und die Handschellen eng zugezogen. Später wurden sie gezwungen, sich nackt auszuziehen und durchsuchen zu lassen. Die Festnahmen sollten dazu dienen, Öffentlichkeit über die Proteste zu verhindern.
Türkei – größtes Gefängnis für Journalisten
Die Türkei gehört weltweit zu den repressivsten Staaten gegenüber Medienschaffenden. Nach Angaben der Journalistengewerkschaft TGS befinden sich derzeit 115 Journalist*innen und Pressemitarbeiter*innen in Haft.