Der Mut der kurdischen Medien

Kurdische Journalistinnen und Journalisten stehen im Zentrum der Repression in der Türkei. „Wenn es heute noch eine kleine oppositionelle Kraft gibt, dann ist das dem Mut der kurdischen Medien zu verdanken“, erklärt der Journalist Faruk Balıkçı.

Die Medien in der Türkei sind unter dem Regime der Regierungskoalition AKP/MHP nahezu gleichgeschaltet. Nur wenige kurdische und linke Medieneinrichtungen bemühen sich trotz massiver Repression um eine unabhängige Berichterstattung. In den letzten beiden Wochen sind sechs Journalistinnen und Journalisten festgenommen worden. Berivan Altan, die als Korrespondentin für die Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA) arbeitet, wurde wieder freigelassen. Die MA-Korrespondent*innen Ruken Demir, Sadiye Eser und Sadık Topaloğlu wurden verhaftet, ebenso Melike Aydın von der Frauennachrichtenagentur JinNews und Aziz Oruç, der früher für die inzwischen verbotene Nachrichtenagentur Dicle Haber Ajansı (DIHA) tätig war und in den letzten drei Jahren aufgrund von politischer Verfolgung in Südkurdistan als Journalist gearbeitet hat.

Der Journalist Faruk Balıkçı hat sich gegenüber ANF zur Repression gegen oppositionelle Medien in der Türkei und Nordkurdistan geäußert. Er arbeitet seit den 1990er Jahren als Journalist im Mittleren Osten, vor allem in der kurdischen Metropole Amed (Diyarbakir), und weist darauf hin, dass in Ländern, in denen keine Meinungsfreiheit herrscht, Journalisten die größte Risikogruppe darstellen. Gedanken- und Ausdrucksfreiheit sind jedoch die Grundlage des Journalismus, so Balıkçı: „Da vor allem die kurdischen Medien oppositionell berichten, sind sie auch am stärksten von Repression betroffen. Wenn ein Journalist zum Schweigen gebracht werden soll, werden einfach uralte Ermittlungen hervorgeholt, um ihn zu verurteilen. In den letzten Tagen sind fünf Journalistinnen und Journalisten verhaftet worden. Vor allem Aziz Oruç kenne ich sehr gut. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe, hatte er seinen Fotoapparat dabei und berichtete vor Ort.“

Balıkçı verweist darauf, dass in der Regierungszeit der AKP eine Politik der Straflosigkeit herrscht: „Die JITEM-Prozesse enden mit Freisprüchen, das Massaker von Roboski, der Mord an Ceylan Önkol oder die niedergebrannten Dörfer werden nicht juristisch geahndet. Ein Blick auf diese Politik der Straflosigkeit lässt einen die gesamte Politik der heutigen Zeit verstehen. Es ist ein großes Imperium der Angst erschaffen worden und viele Menschen üben Zurückhaltung. Die kurdischen Medien zeigen jedoch den Mut, über die Geschehnisse zu berichten. Sie sind fast die einzigen, die als Opposition gegen die Herrschenden standhalten. Aus diesem Grund sind sie so stark ins Visier der Repression gerückt. Wenn es heute noch eine kleine oppositionelle Kraft gibt, dann ist das dem Mut der kurdischen Medien zu verdanken.“