CFWIJ verurteilt Haftstrafe gegen Journalistin Nazan Sala

Die Koalition für Frauen im Journalismus hat die Haftstrafe gegen die Journalistin Nazan Sala wegen ihrer Tätigkeit für den vor zehn Jahren geschlossenen Sender Roj TV verurteilt und die türkische Justiz aufgefordert, die Entscheidung zu revidieren.

Die Koalition für Frauen im Journalismus (CFWIJ) hat die Haftstrafe gegen die kurdische Journalistin Nazan Sala verurteilt und die türkische Justiz aufgefordert, die Entscheidung zu revidieren. „Nazan Sala ist eine Journalistin, die mit ihrer Berichterstattung gute journalistische Arbeit geleistet hat. Wir fordern die türkischen Behörden auf, die Gefängnisstrafe gegen sie aufzuheben und stattdessen einen Freispruch auszusprechen. Journalismus ist kein Verbrechen“, teilte der internationale Verband mit.

Nazan Sala ist am Donnerstag in Wan aufgrund ihrer Tätigkeit für den vor zehn Jahren geschlossenen Sender Roj TV wegen „Terrorpropaganda“ zu einem Jahr und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der Strafvollzug wurde jedoch auf Grundlage der Sonderregel „Aufschiebung der Urteilserläuterung“, die sich ähnlich wie die Bewährung auswirkt, ausgesetzt. Das Ermittlungsverfahren gegen Sala war bereits im Jahr 2009 eingeleitet worden, zur Erhebung einer Anklage kam es aber erst im vergangenen November im Zusammenhang mit dem Verfahren zur Berichterstattung über die Hubschrauber-Folter in Wan.

Nazan Sala ist eine der vier Journalist:innen, die im Oktober 2020 wegen „staatsfeindlicher Berichterstattung“ über die Folter an den beiden Dorfbewohnern Servet Turgut und Osman Şiban verhaftet wurden. Die beiden Kurden waren im September desselben Jahres vom türkischen Militär verschleppt worden. Nach schwerer Folter wurden die Männer zunächst aus einem Militärhubschrauber gestoßen, bevor sie erneut misshandelt worden waren. Dabei erlitten sie schwere Verletzungen. Während Osman Şiban vermutlich für den Rest seines Lebens gezeichnet sein wird von der erlebten Gewalt, ist der 55-jährige Servet Turgut am 30. September 2020 nach zwanzig Tagen im Koma gestorben.

Das Terrorverfahren um die Aufdeckung der Hubschrauber-Folter endete am Donnerstag mit Freisprüchen für die Angeklagten, zu denen neben Nazan Sala auch Şehriban Abi von JinNews sowie Adnan Bilen und Cemil Uğur von MA gehörten, die allesamt ein halbes Jahr in Untersuchungshaft saßen. Mitangeklagt war auch die Journalistin Zeynep Durgut. Das RojTV-Verfahren gegen Sala war mit dem Prozess zusammengelegt worden. Roj TV war mit einer Lizenz aus Dänemark seit 2004 auf Sendung und wurde auf Betreiben der Türkei 2012 geschlossen. Vor der Schließung wurde in Ankara gegen die Mitarbeiter:innen des kurdischen TV-Senders ermittelt, darunter auch gegen Nazan Sala.